Ukraine-Konflikt bremst Wirtschaftswachstum in Deutschland
Kiel (dpa) - Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat seine Wachstumsprognose gesenkt.
Für das laufende Jahr rechnen die Forscher nun mit einem Plus von 1,4 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP), nachdem die Prognose im Juni noch 2,0 Prozent gelautet hatte. Für das kommende Jahr reduzierte sich die Vorhersage von 2,5 auf 1,9 Prozent Wachstum.
Maßgeblich sei der überraschend schwache Verlauf im Sommerhalbjahr, heißt es in der am Donnerstag in Kiel veröffentlichten Analyse. Wegen des Konfliktes in der Ukraine hätten sich die Exporterwartungen abgeschwächt und die Unternehmen sich mit Investitionen zurückgehalten.
„Trotz des aktuellen Gegenwindes für die Konjunktur bleibt es bei dem mittelfristigen Szenario eines sehr kräftigen Aufschwungs“, schreiben die Wissenschaftler. Dafür sollen die sehr niedrigen Zinsen sorgen. „Es bestehen allerdings weiterhin erhebliche Konjunkturrisiken durch die geopolitische Lage und durch die Krise im Euroraum.“
Auf dem Arbeitsmarkt setzt sich der Beschäftigungsaufbau nach Einschätzung des IfW weiter fort. Die Zahl der Erwerbstätigen werde um rund 340 000 zunehmen, wegen der Zuwanderung allerdings bei kaum verringerter Arbeitslosenquote. „Ohne die Einführung des flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohnes würde die Erwerbstätigkeit allerdings stärker zulegen und die Arbeitslosigkeit stärker abnehmen“, heißt es in der Analyse.
Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gebe auch den verfügbaren Einkommen einen Schub. Mit 1,2 Prozent in diesem und 1,8 Prozent im nächsten Jahr falle das Plus beim privaten Konsum so hoch aus wie seit Jahren nicht mehr.
Mittelfristig könne die gute Konjunktur dazu führen, dass die Stabilitätsrisiken zunehmen, schreibt das IfW. Die Inflation könnte sich beschleunigen und die Vermögenspreise durch die extrem niedrigen Zinsen befeuert werden. Das berge den Keim eines Rückschlags in sich.