Umsatzeinbruch — Weltbildverlag gibt auf

Tausende Arbeitsplätze in Gefahr. Filialgeschäft ist nicht betroffen. Gewerkschaft Verdi greift kirchliche Eigentümer scharf an.

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Augsburg. Der angeschlagene katholische Weltbild-Verlag hat Insolvenz beantragt. Es fehlten die nötigen Mittel für die Sanierung des kriselnden Unternehmens, teilte Weltbild mit. Die Gruppe gehört zwölf Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.

Nicht betroffen sei das mit dem Buchhändler Hugendubel betriebene Filialgeschäft. Auch die Geschäfte in Österreich und der Schweiz sowie der Online-Buchhändler Bücher.de seien nicht tangiert. Konkreter Auslöser sei ein Umsatzrückgang in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2013/14.

Die katholische Kirche verteidigte ihre Weigerung für weitere Finanzspritzen. Die Bemühungen, das Unternehmen wieder zum Erfolg zu führen, seien leider fehlgeschlagen, teilte der Generalvikar des Erzbistums München und Freising, Peter Beer, mit. Beer ist Aufsichtsratschef bei Weltbild.

In den kommenden drei Jahren hätten bis zu 160 Millionen Euro zusätzlich aufgebracht werden müssen, um die Sanierung umzusetzen. Zudem müsse für die Entschuldung ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag angesetzt werden. Ein derart hoher finanzieller Aufwand könne angesichts verbleibender Unsicherheiten nicht verantwortet werden. Die Gesellschafter bedauerten diese Entwicklung sehr. „Die Gesellschafter stehen in dieser schwierigen Situation zu ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagte Beer. Mittel zur Abfederung sozialer Härten würden bereitgestellt.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die katholische Kirche scharf. Der Weltbild-Verlag beschäftigt mehr als 6000 Menschen. Etwa zur Hälfte sind die Beschäftigten bei der Tochter DBH Buch Handels GmbH & Co. KG angestellt, die die klassischen Buchläden betreibt. DBH gehört zu gleichen Teilen Weltbild und der Buchhändlerfamilie Hugendubel und hat rund 420 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie viele Mitarbeiter von der Insolvenz konkret betroffen sind, wollte ein Sprecher nicht sagen. Der Betrieb solle zunächst weiterlaufen.

Der Verlag hat seit langem zu kämpfen. Im Internet verkauft Weltbild wie der Konkurrent Amazon nicht nur Bücher, sondern auch andere Waren wie DVDs, Spielzeug oder Elektronik. Im klassischen Verlagsgeschäft bringt Weltbild jedes Jahr Hunderte Titel raus — von religiösen Büchern bis zu Kochratgebern.

Für Schlagzeilen hatte das kirchliche Unternehmen zuletzt wegen seines Erotik- und Esoterikangebotes gesorgt. Die Kirche will sich seit längerem von dem Verlag trennen, über den Weg herrschte bisher Uneinigkeit.

Der Buchhandel generell leidet unter der wachsenden Konkurrenz durch den Internethandel.