Ungarische Tochter reißt BayernLB in die roten Zahlen

München (dpa) - Schwierigkeiten in Ungarn verhageln der BayernLB die Bilanz 2011 und drücken die Staatsbank in die roten Zahlen. Für den Steuerzahler bleibt die einst mit Steuermilliarden gerettete Landesbank damit vorerst eine Belastung.

Schuld an den Problemen sind Abschreibungen auf die ungarische Tochter MKB, wie die BayernLB am Donnerstag mitteilte. Wie groß das Minus am Ende ausfallen wird, sei aber erst Ende April genau zu sagen, wenn der komplette Jahresabschluss erstellt ist. Finanzvorstand Stephan Winkelmeier hatte aber bereits im November Abschreibungen in einem mittleren dreistelligen Millionenbereich angedeutet.

Während sich die Opposition im Landtag empört über die schlechten Nachrichten aus der Landesbank zeigte, nahm die Staatsregierung die Bank in Schutz und gab der Regierung in Budapest die Schuld. Bereits vor gut acht Wochen hatte die Bank wegen der Belastungen durch die MKB einen Verlust für das dritte Quartal ausgewiesen und ihre Gewinnprognose für 2011 gestrichen. Verbucht werden die nun angekündigten Wertkorrekturen im Abschluss nach Handelsgesetzbuch (HGB). Das führt dazu, dass etwa die Inhaber von Genussscheinen und Stillen Einlagen - also der Freistaat und die Sparkassen - belastet werden, weil ihre Anteile dann weniger wert sind.

„Jedes Jahr wird eine neue Leiche aus den tiefen Kellern der BayernLB hervorgezogen. Der Effekt ist aber immer der gleiche: Kein Geld für den bayerischen Steuerzahler, der über den Freistaat 10 Milliarden Euro zur Rettung der BayernLB bereitstellen musste“, teilte die SPD-Abgeordnete Inge Aures mit. Für sie krankt die BayernLB an einem unzureichenden Geschäftsmodell. Das Finanzministerium wies dies zurück. „Die BayernLB ist solide. Für die Rahmenbedingungen aller ausländischen Banken ist die ungarische Regierung verantwortlich“, sagte ein Sprecher von Markus Söder (CSU)

Die Bank teilte mit, die Wertberichtigung sei wegen der Bankenabgabe und dem jüngst verabschiedeten Fremdwährungswandelgesetz notwendig. Bereits in den ersten neun Monaten hatte die MKB Rückstellungen von 108 Millionen Euro gebildet, die die Bank belasteten. Für die Bankenabgabe in dem Land musste die BayernLB 2011 mehr als 50 Millionen Euro bezahlen. Ungarn, wegen seiner rechtspopulistischen Regierung ohnehin umstritten, war zuletzt auch für die Finanzbranche zum Pulverfass geworden.

Jahrelang vergaben Banken dort vor allem Häuserkredite in Fremdwährungen - besonders in Schweizer Franken. Diese Devisenkredite galten vor der Finanzkrise wegen niedriger Zinsen als äußerst attraktiv. Viele Familien griffen zu. Doch sie holten sich damit auch ein ungeahntes Währungsrisiko ins Haus, das angesichts des starken Franken für viele Kunden inzwischen kaum mehr zu bezahlen ist. Für die BayernLB, aber auch andere Banken, ein unerfreuliches Kapitel.

Während die aktuellen Abschreibungen auf Grundlage des HGB verbucht werden, wird der Konzernabschluss der BayernLB im April nach internationalen Bilanzregeln (IFRS) erstellt. Somit ist denkbar, dass dort kein Verlust stehen wird, denn die sogenannte Buchwertabschreibung macht sich in dieser Bilanz nicht bemerkbar.

Für den Freistaat dürften solche Details der Bilanzierung allerdings nur ein kleiner Trost sein. Und auch für die Bank sind die Schwierigkeiten in Ungarn höchst unwillkommen, denn - so beteuerte Finanzchef Winkelmeier im November - eigentlich laufe es im Kerngeschäft nicht schlecht. „Bodenständig, ehrlich und risikoarm ist in diesen Zeiten durchaus wieder sexy“, sagte Winkelmeier damals. Um so ärgerlicher sind die Dauerprobleme rund um die Tochter MKB.

Und so kommt die Landesbank zum Start ins neue Jahr mit schlechten Nachrichten in die Schlagzeilen. In den Jahren 2008 und 2009 hatte die BayernLB wegen Fehlspekulationen auf dem US-Immobilienmarkt und des Desasters um den Fehlkauf der Hypo Alpe Adria Verluste von zusammen nahezu acht Milliarden Euro eingefahren. Nach der Rettung durch das Land im Jahr 2008 musste die Bank sich radikal verkleinern.