Bilanzpressekonferenz Uniper bangt um Kohlekraftwerk Datteln - weitere Verzögerung
Düsseldorf (dpa) - Für den Energiekonzern Uniper wird sein neues Steinkohlekraftwerk in Datteln immer mehr zur Zitterpartie. Die Milliardeninvestition kann möglicherweise noch später als bislang geplant ans Netz gehen.
Ende vergangenen Jahres hatte Uniper die Inbetriebnahme auf das vierte Quartal 2018 verschoben. Diesen Termin könne Uniper „nicht ausdrücklich bestätigen“, sagte Vorstandschef Klaus Schäfer am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf.
Ursprünglich sollte das Kraftwerk Datteln 4 schon seit 2011 Strom liefern, unter anderem für die Deutsche Bahn. Nach einem gerichtlichen Baustopp 2009 drohte das bereits weit fortgeschrittene Projekt sogar zur Bauruine zu werden.
Uniper hat bisher rund 1,2 Milliarden Euro in den wohl letzten Neubau eines großen Steinkohlekraftwerks in Deutschland gesteckt. Ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag ist nach Angaben von Finanzvorstand Christopher Delbrück an weiteren Investitionen erforderlich.
Das Hauptproblem seien die möglicherweise ausfallenden Stromlieferungen, sagte Delbrück. Mit RWE streitet Uniper bereits vor Gericht. RWE will den mit Uniper geschlossenen Liefervertrag kündigen und hilfsweise Preissenkungen durchsetzen. „Dies könnte die Wirtschaftlichkeit von Datteln 4 deutlich nachteilig beeinflussen“, heißt es dazu im Geschäftsbericht.
Die neuen Probleme hängen mit Schäden am Stahl zusammen, der für die Kesselanlage verbaut wurde. Die Untersuchung der Schäden und die Kontrolle von rund 35.000 Schweißnähten dauere länger als angenommen, sagte Schäfer. Erst wenn die Überprüfungen abgeschlossen seien, könne ein endgültiges Reparaturkonzept erstellt werden.
Schäfer hält den Einstieg des finnischen Fortum-Konzerns bei Uniper noch nicht für ausgemacht. Fortum müsse „noch eine Reihe von Regulierungsbehörden von dem Deal überzeugen“, sagte er. Dafür gebe es vor allem in Russland für den Staatskonzern Fortum hohe Hürden. Uniper betreibt in Russland fünf Kraftwerke.
Fortum will den vom bisherigen Uniper-Mutterkonzern Eon gehaltenen Anteil von 47 Prozent übernehmen und zahlt dafür etwa 3,8 Milliarden Euro. Schäfer hatte die Kaufofferte der Finnen als „feindlichen Vorstoß“ kritisiert. Er sieht es als Erfolg, dass nur ganz wenige andere Uniper-Aktionäre das Fortum-Angebot angenommen haben. Uniper habe sich „in die Verlängerung gekämpft. Und ich bin gespannt, wann und wie das Spiel ausgehen wird“, sagte er.
Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnete Uniper erneut einen Verlust. Unter dem Strich betrug der Fehlbetrag 656 Millionen Euro. Uniper begründete dies mit Belastungen im Zusammenhang mit dem Verkauf der sibirischen Gasfeldbeteiligung Yushno-Russkoje. So fielen beim Verkauf Währungskursverluste von 890 Millionen Euro an. Das schlug aufs Ergebnis durch. Uniper hatte den 25-Prozent-Anteil im März 2017 für rund 1,7 Milliarden Euro verkauft.