US-Justiz droht Deutscher Bank mit Milliardenstrafe
Washington/Frankfurt (dpa) - Der Deutschen Bank droht in den USA eine Rekordstrafe. 14 Milliarden Dollar (aktuell 12,5 Mrd Euro) fordert das Justizministerium in den Vergleichsverhandlungen um zweifelhafte Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der Finanzkrise.
Das bestätigte das Geldhaus am frühen Freitagmorgen. Zuvor hatte das „Wall Street Journal“ (WSJ) darüber berichtet.
Es wäre die höchste Strafe für ein ausländisches Geldhaus, die die US-Behörden je verhängt haben. Allerdings steigen die Ermittler erfahrungsgemäß mit deutlich höheren Forderungen ein, als sie letztlich beschlossen werden.
„Die Deutsche Bank beabsichtigt auf keinen Fall, diese möglichen zivilrechtlichen Ansprüche in einer Höhe zu vergleichen, die auch nur annähernd der genannten Zahl entspricht“, betonte das Bankhaus. Die Verhandlungen stünden erst am Anfang. Es gehe um die Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche im Zusammenhang mit der Ausgabe hypothekengedeckter Wertpapiere zwischen 2005 und 2007. Dem Dax-Konzern wird vorgeworfen, mit solchen Geschäften zum Kollaps des US-Häusermarktes im Jahr 2008 beigetragen zu haben.
Das Geldhaus erwartet nach eigenen Angaben ein Verhandlungsergebnis, „das im Bereich ihrer Wettbewerber liegt, die sich mit dem US-Justizministerium bereits auf deutlich niedrigere Beträge geeinigt haben“. In dem „WSJ“-Bericht wurde unter Berufung auf Insider eine Summe zwischen zwei Milliarden und drei Milliarden Dollar als angemessen kolportiert, um den Konflikt rasch beizulegen.
Allerdings haben andere Institute bereits hohe Strafen in solchen Fällen akzeptiert: Die führende US-Investmentbank Goldman Sachs hatte im April einem Vergleich mit der US-Justiz über etwa 5 Milliarden Dollar zugestimmt. Die bislang höchste Buße wurde 2014 der Bank of America mit fast 17 Milliarden Dollar aufgebrummt, wobei die Fälle schwer vergleichbar sind.
Die Deutsche Bank ist an einem schnellen Abschluss der Verhandlungen interessiert. Die Fülle von Rechtsstreitigkeiten zu beenden, steht derzeit neben dem Umbau der Bank ganz oben auf der Aufgabenliste von Konzernchef John Cryan, der die Bank seit etwas mehr als einem Jahr führt. Er will die größten noch ausstehenden Rechtsstreitigkeiten im Laufe dieses Jahres beilegen.
Das Bundesfinanzministerium verwies darauf, dass zu den laufenden Verhandlungen nur die Beteiligten selbst Auskunft geben könnten. Generell sei es in solchen Fällen mit anderen Kreditinstituten zu Vergleichszahlungen gekommen. Die Bundesregierung gehe davon aus, dass auch in diesem Verfahren „ein faires Ergebnis“ erzielt werden könne, sagte eine Ministeriumssprecherin am Freitag in Berlin. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) erklärte, die Berichte über die Vergleichsverhandlungen hätten keinen unmittelbaren Einfluss auf die aktuellen Bonitätsnoten des größten deutschen Geldhauses.
Da die Deutsche Bank bereits Milliarden für die Beilegung einzelner Rechtsstreitigkeiten zur Seite gelegt hat, wird es für das Institut erst kritisch, wenn die Summe für diesen Fall überschritten wird. Wie viel die Bank pro Einzelfall zurückgelegt hat, ist nicht bekannt. Die Gesamtsumme der Rückstellungen lag zuletzt bei rund 5,5 Milliarden Euro. Neben dem Streit mit der US-Justiz sind Ermittlungen wegen möglicher Geldwäsche in Russland das größte bekannte Verfahren.
An der Börse wurde der zarte Erholungskurs der Aktie jäh ausgebremst: Mit einem Verlust von mehr als acht Prozent auf unter zwölf Euro fielen die Papiere bis zum frühen Nachmittag auf den Stand von Mitte August zurück. In einem insgesamt schwachen Markt war die Deutsche Bank der mit Abstand größte Verlierer im Deutschen Aktienindex.