US-Notenbank hält an Politik des ultrabilligen Geldes fest

Washington (dpa) - Gut drei Monate vor seinem Abschied lässt US-Notenbankchef Ben Bernanke die Finanzwelt weiter im Unklaren über einen möglichen Kurswechsel in der Geldpolitik. Die Fed macht weiter keine Abstriche an ihren milliardenschweren Anleihekäufen zum Ankurbeln der Wirtschaft.

Auch weiterhin wird sie langfristige Staatsanleihen und mit Hypotheken besicherte Wertpapiere im Wert von monatlich 85 Milliarden US-Dollar (61,7 Mrd Euro) kaufen, wie der Offenmarktausschuss FOMC am Mittwoch in Washington mitteilte. Experten hatten mit dieser Entscheidung gerechnet.

Die Notenbank will „mehr Belege“ für eine Erholung der Wirtschaft abwarten, bevor das milliardenschwere Anleiheprogramm vorsichtig zurückgefahren wird. Auch der Leitzins bleibt deshalb auf dem historischen Tiefstand zwischen Null und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er seit Ende 2008, als die schwere Finanzkrise sich ausbreitete. Der faktische Nullzins sei angemessen, solange die US-Arbeitslosenquote höher sei als 6,5 Prozent, teilte die Notenbank erneut mit. Derzeit liegt die Arbeitslosigkeit bei 7,2 Prozent.

Insgesamt fehlte der Fed für die aktuelle Entscheidung vermutlich auch wichtiges Datenmaterial. Die Arbeitslosenstatistik hatte sich wegen des US-Etatstreits und des 16 Tage andauernden Regierungsstillstandes deutlich verzögert. Die für Mittwoch geplante Veröffentlichung der neuesten Schätzung des Bruttoinlandsproduktes wurde zudem um zwei Wochen verschoben.

Auch die deutlich gesunkene Inflationsrate in den USA gab der Fed keinen Anlass für einen vorsichtigen Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik. Aufs Jahr gerechnet lag der Auftrieb der Verbraucherpreise im September nur noch bei 1,2 Prozent, teilte das Arbeitsministerium mit. Im Vormonat hatte die Jahresrate noch 1,5 Prozent betragen, im Juli sogar 2,0 Prozent. Die Kerninflation, die ohne stark schwankende Preise für Lebensmittel und Energie berechnet wird, sank um 0,1 Prozentpunkte auf 1,7 Prozent. Im Monatsvergleich stieg der Preisindex im September um 0,2 Prozent.

Möglich scheint, dass der scheidende Fed-Chef Bernanke (59) die erste Zügelung der sehr lockeren - und damit möglicherweise preistreibenden - Geldpolitik seiner Nachfolgerin Janet Yellen überlassen wird. Die 67-jährige bisherige Vize-Chefin der Fed soll Anfang 2014 Bernankes Amt übernehmen. Obwohl ihre Nominierung vor drei Wochen auf viel Lob gestoßen war, unter anderem von IWF-Chefin Christine Lagarde, gab es auch kritische Stimmen.

Der Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik gilt als eine extrem schwierige Aufgabe. Das Risiko dabei ist, dass die Finanzmärkte und Weltwirtschaft mit Nervosität reagieren und die Konjunktur einen Rückschlag erleiden könnte. Da sich die US-Konjunktur langsam erholt, hatte die Fed aber bereits angekündigt, die Notenpresse auf lange Sicht schrittweise zu drosseln.

Die US-Aktienbörsen reagierten mit weiteren Verlusten auf die Fed-Entscheidung. Händler nannten die vergleichsweise positive Bewertung der US-Konjunktur durch die Fed als Grund für den Dow-Rückgang. Sie mache ein zügiges Eindämmen der Liquiditätsflut wahrscheinlicher, hieß es.