US-Notenbankchefin Yellen setzt Euro und Yen unter Druck
Frankfurt/Main (dpa) - Der US-Dollar ist zum Wochenbeginn bei Anlegern gefragt. Am Montag stieg die amerikanische Währung zu vielen anderen Devisen weiter an.
Der Dollar-Index, der den Dollarkurs ins Verhältnis zu anderen bedeutenden Währungen setzt, stieg auf den höchsten Stand seit Ende März. Im Gegenzug gerieten andere große Währungen unter Druck, am deutlichsten der japanische Yen.
Auch der Euro gab zu Wochenbeginn zunächst nach, konnte sich im Vormittagshandel aber wieder etwas fangen. Am Morgen war die Gemeinschaftswährung erstmals seit Mitte März unter die Marke von 1,11 US-Dollar gefallen. Im Tief kostete ein Euro 1,1098 Dollar. Zuletzt erholte er sich auf 1,1125 Dollar.
Als Auslöser der neuerlichen Dollar-Stärke nannten Fachleute Äußerungen der amerikanischen Notenbankchefin Janet Yellen. Sie hatte am Freitag eine zweite Zinsanhebung nach der Finanzkrise in den kommenden Monaten in Aussicht gestellt. Ein konkretes Datum nannte sie aber nicht. Analysten halten eine Fortsetzung der Ende 2015 begonnenen Zinswende im Juni oder Juli für möglich, aber nicht zwingend. Die verhaltene Inflation, die gedämpfte Konjunktur und das bevorstehende EU-Referendum in Großbritannien sprechen prinzipiell gegen höhere Zinsen.
An den Märkten wird die Möglichkeit steigender amerikanischer Leitzinsen allerdings deutlich höher eingeschätzt als noch vor wenigen Wochen. Die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts der Federal Reserve im Juni wird am US-Geldmarkt mit einem Drittel veranschlagt, ein Schritt im Juli mit gut 50 Prozent. Vor wenigen Wochen lagen diese Werte teils im tiefen einstelligen Prozentbereich. Entsprechend hat der Dollar schon in den vergangenen Wochen zugelegt. Absehbar höhere Zinsen machen Anlagen in den USA und damit den Dollar attraktiver.
Zum japanischen Yen stieg der Dollar am Montag bis auf 111,45 Yen. Der Yen war damit so schwach wie seit Ende April nicht mehr. Diese Entwicklung wurde am Markt nicht nur mit der Stärke des Dollar, sondern auch mit einer möglichen Verschiebung der für nächstes Jahr geplanten Mehrwertsteuererhöhung in Japan begründet. Ein Berater von Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hatte am Wochenende im japanischen Fernsehen geäußert, die Anhebung werde wahrscheinlich bis 2019 verschoben.
Mit der Steuererhöhung will die Regierung der extrem hohen Staatsschuld - sie beträgt etwa zweieinhalb Mal so viel wie die jährliche Wirtschaftsleistung - zumindest etwas Einhalt gebieten. Die Möglichkeit einer Verschiebung sei "kein gutes Signal für den Yen", kommentierte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank.