US-Wachstum schwächt sich stärker als erwartet ab
Washington (dpa) - Die US-Konjunktur hat sich im Startquartal 2012 stärker abgeschwächt als erwartet. Von Anfang Januar bis Ende März legte die größte Volkswirtschaft der Welt - auf das Jahr hochgerechnet - um 2,2 Prozent zu.
Das teilte das Handelsministerium am Freitag in einer ersten Schätzung mit. Volkswirte hatten zumeist einen Zuwachs von 2,5 Prozent erwartet. Im letzten Quartal 2011 hatte die Wirtschaft mit drei Prozent einen starken Schlussspurt hingelegt.
Trotz der Abschwächung sprachen viele Experten aber von einer insgesamt positiven Entwicklung: Sie sehen Anzeichen für ein „nachhaltiges Tempo“ bei der Konjunkturerholung.
Getragen wurde der Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Vierteljahr vor allem von einem unerwartet starken Anstieg der Verbraucherausgaben um 2,9 Prozent nach 2,1 Prozent im letzten Quartal 2011. Das ist der höchste Anstieg seit dem vierten Quartal 2010. Der private Konsum macht rund 70 Prozent des BIP aus.
Die Wirtschaft profitierte laut Handelsministerium im ersten Quartal zudem von Zuwächsen bei Häuserbauten und der Autoproduktion. Dämpfend habe sich dagegen ein Rückgang bei der Regierungsausgaben ausgewirkt. Außerdem hätten Unternehmen zögerlicher in Ausrüstung und Lagerbestände investiert.
„Das war ein gesundes Quartal“, zitierte die Wirtschaftsagentur Bloomberg den Topökonomen Christopher Low von FTN Financial in New York. „Die Verbraucherausgaben haben zugelegt. Wir bewegen uns in die Richtung einer nachhaltigen Expansion, aber es ist zu früh, den Sieg zu erklären.“
Insgesamt hatten sich in den vergangenen Tagen die Zeichen für eine weitere, aber mäßige Erholung der US-Wirtschaft gemehrt. So hatte die Notenbank am Mittwoch ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr auf einen Wert zwischen 2,4 und 2,9 Prozent angehoben. Zuvor war die Rede von 2,2 bis 2,7 Prozent gewesen. Auch bei Arbeitslosigkeit erwartet die Fed kurzfristig bessere Werte als bislang angenommen. Auf längerere Sicht zeigt sie sich allerdings noch etwas skeptisch.
Auf dem krisengeschüttelten US-Immobilienmarkt - ein wichtiger Pfeiler der Konjunktur - scheint es ebenfalls bergauf zu gehen. Nach einer Mitteilung der nationalen Maklervereinigung vom Donnerstag waren die Hausverkäufe im März auf den höchsten Stand seit zweit Jahren gestiegen.
US-Notenbankchef Ben Bernanke mahnte jedoch wegen „signifikanter Abwärtsrisiken“ weiter zur Vorsicht. Die Erholung nach der Rezession von 2008 und 2009 verlaufe noch immer „frustrierend“ langsam. Insbesondere die Arbeitslosenquote sei mit 8,2 Prozent für amerikanische Verhältnisse viel zu hoch. Bis Ende 2014 will die Fed deshalb an ihrer faktischen Nullzinspolitk festhalten. Auch weitere geldpolitische Maßnahmen, um der Konjunktur frisches Leben einzuhauchen, sind nicht vom Tisch.