Hohe Spritpreise drücken auf die Verbraucherstimmung
Nürnberg (dpa) - Die konstant hohen Spritpreise der vergangenen Wochen drücken erneut auf die Stimmung der Verbraucher. Zum zweiten Mal in Folge hat sich das Konsumklima in Deutschland verschlechtert - obwohl die Bürger die konjunkturelle Entwicklung immer positiver bewerten.
„Der Benzinpreis ist eine hochemotionale und hochsensible Größe für den deutschen Verbraucher“, erläuterte Rolf Bürkl vom Marktforschungsunternehmen GfK am Freitag. Da jeder das ständige Auf und Ab an den Anzeigentafeln gut verfolgen könne, ließen die Rekordstände an den Zapfsäulen so manchen Beobachter auch in anderen Bereichen höhere Lebenshaltungskosten fürchten.
„Viele Verbraucher verbinden einen Energiepreisanstieg gleich mit einem generellen Preisanstieg“, sagte Bürkl in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Nürnberg. Diese Einschätzung sei nicht völlig aus der Luft gegriffen, schließlich könne es sogenannte Zweitrundeneffekte geben. „Wenn jetzt die Transportkosten steigen, zum Beispiel für die Anlieferung von Lebensmitteln, dann kann das eine gewisse Spirale in Gang setzen.“
Dass die Lebenshaltungskosten in die Höhe klettern werden, ist laut Bürkl unter Experten unumstritten. Wegen der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der relativ guten Einkommensentwicklung sei der Spielraum für den Handel deutlich größer als in der Vergangenheit, Preiserhöhungen durchzusetzen. „Die Frage ist jetzt nur noch, wann es passiert“, sagte Bürkl. Viele gingen davon aus, dass es in etwa drei Jahren zu einem Preisanstieg auf breiter Front komme.
Schon jetzt haben die hohen Energiekosten die generell auf einem guten Niveau liegenden Einkommenserwartungen der Deutschen getrübt, wie die GfK am Freitag mitteilte. Denn wer mehr Geld für Benzin oder Diesel ausgibt, hat weniger übrig. Vor allem Pendler spürten die Verteuerung deutlich, erläuterte Bürkl. Positive Faktoren wie teils kräftige Tariferhöhungen würden von der Furcht vor allgemein höheren Lebenshaltungskosten überlagert.
Normalerweise sind Konsumenten umso eher zu größeren Käufen bereit, je sicherer ihr Job ist. Zuletzt jedoch überschatteten die steigenden Inflationsängste die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und führten zu einem kräftigen Rückgang der Anschaffungsneigung. „Ein weiterer Grund für die schwächere Konsumneigung dürfte darin liegen, dass aufgrund der augenblicklichen Beruhigung auf den Finanzmärkten im April die Sparneigung der Verbraucher angestiegen ist“, ergänzte die GfK. In den vergangenen Monaten hatten viele Verbraucher den Banken misstraut und ihr Geld lieber ausgegeben statt angelegt.
Der Konsumklimaindex für Mai ging nach revidiert 5,8 Punkten im April auf 5,6 Punkte zurück. Dennoch werde sich der private Konsum in den nächsten Monaten stabil entwickeln und auf Jahressicht um ein Prozent zulegen, bestätigte die GfK ihre Prognose. „Ein Einbruch ist nicht zu befürchten.“ Damit bleibe der private Konsum neben dem Export eine wichtige Stütze für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Voraussetzung: Der Arbeitsmarkt bleibt robust und die Schuldenkrise flammt nicht wieder auf.
Aktuell seien die Bürger zunehmend überzeugt, dass in Deutschland eine Rezession verhindert werden könne, erläuterte die GfK. „Nach der kleinen Schwächephase im letzten Quartal 2011 sehen die Verbraucher die deutsche Wirtschaft wieder auf Erholungskurs.“ Auch sei nach der Verabschiedung des zweiten Rettungspaketes für Griechenland etwas Ruhe an den Finanzmärkten eingekehrt. Die Konjunkturerwartungen der rund 2000 Befragten nahmen daher zum zweiten Mal nacheinander zu. Allerdings wurde die Studie vor den jüngsten Hiobsbotschaften aus mehreren Euro-Ländern wie Spanien oder Großbritannien durchgeführt.