Vattenfall verkauft Braunkohlesparte an tschechische Gruppe
Stockholm/Berlin (dpa) - Vattenfall verkauft seine Braunkohlesparte in der Lausitz an die tschechische EPH-Gruppe und deren Finanzpartner PPF. Das teilten beide Seiten mit.
Die EPH-Gruppe des Investors Daniel Kretinsky übernimmt damit das zweitgrößte deutsche Braunkohlerevier mit vier Kohlegruben und drei Kraftwerken in Brandenburg und Sachsen. Hinzu kommen die 50-Prozent-Beteiligung am Kraftwerk im sächsischen Lippendorf, das Vattenfall gemeinsam mit EnBW betreibt, und der im Dezember stillgelegte Tagebau Cottbus-Nord.
Vattenfall sei erfreut, einen etablierten Eigentümer gefunden zu haben, sagte der Vorstandschef des schwedischen Staatskonzerns, Magnus Hall. EPH-Vorstand Jan Springl zeigte sich zuversichtlich, dass sich der Energiemarkt mittelfristig erholen werde. Die Börsenpreise für Strom waren in den vergangenen Monaten weiter gesunken.
Neben den Anlagen mit einem Buchwert von 3,4 Milliarden Euro übernimmt EPH den Angaben zufolge die Verpflichtungen einschließlich der Rekultivierung von Vattenfall. Die Tschechen bekommen dazu Barmittel von rund 1,7 Milliarden Euro. Die Käufer nehmen an, dass sie nach dem Ende der Kohleförderung etwa zwei Milliarden Euro in die Rekultivierung stecken müssen.
Vattenfall beschäftigt in der Sparte rund 8000 Menschen. Der Konzern geht davon aus, dass an der Lausitzer Braunkohle rund 16 000 weitere Arbeitsplätze bei Zulieferern hängen. Der Gesamtbetriebsratschef der Vattenfall Europe Mining AG, Rüdiger Siebers, sagte der Deutschen Presse-Agentur, EPH bekenne sich zum geltenden Tarifvertrag. Betriebsbedingte Kündigungen seien bis Ende 2020 ausgeschlossen.
Der Konzern hatte 2014 entschieden, sich von dem Geschäftsfeld zu trennen. Die rot-grüne Regierung in Stockholm hatte zuvor das Ziel vorgegeben, mehr erneuerbare Energien anzubieten. An seinen übrigen Aktivitäten in Deutschland - darunter Fernwärme und Windkraft - hält Vattenfall fest. Im Raum Hamburg betreibt Vattenfall auch drei Steinkohle-Kraftwerke.
Zu EPH gehören in Deutschland bereits das Bergbauunternehmen Mibrag mit Sitz in Zeitz (Sachsen-Anhalt) sowie dessen Tochtergesellschaft Helmstedter Revier GmbH (HSR) mit dem Kraftwerk Buschhaus.
Im Verkaufsprozess für die Lausitz-Standorte hatte auch die Czech-Coal-Gruppe ein Angebot abgegeben. Der tschechische Staatskonzern CEZ war interessiert, gab wegen der hohen Kosten für die Rekultivierung der Tagebaue aber kein Angebot ab - ebenso wie die Essener Steag. Auch Greenpeace hatte sich dafür interessiert, um nach einem Kauf die Kraftwerke stillzulegen, wollte aber wegen der Folgekosten mehr als zwei Milliarden Euro rausbekommen.
Strom aus Braunkohle gilt wegen des hohen Kohlendioxidausstoßes als besonders klimaschädlich. Braunkohle-Länder wie Brandenburg und Sachsen halten den fossilen Energieträger dennoch für eine wichtige Brückentechnologie hin zu erneuerbaren Energien. 2014 lag der Braunkohle-Anteil an der deutschen Kraftwerks-Stromproduktion noch bei mehr als einem Viertel.