Verband: 70 Prozent weniger Milch angeliefert
Am dritten Tag des Lieferboykotts erwartet der Milchviehhalterverband deutliche Auswirkungen auf die Molkereien.
Berlin (dpa). „Ich gehe davon aus, dass heute 70 Prozent weniger Milch kommt“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, am Donnerstag in Berlin.
„Es springen immer mehr Betriebe mit auf, besonders im Osten, auch größere Betriebe.“ Insgesamt beteiligten sich laut BDM inzwischen rund 70 000 der etwa 100 000 deutschen Milchbauern. „Bundesweit gibt es nach Angaben der Molkereien 10 bis 20 Prozent streikbereite Milchbauern“, sagte hingegen Agnes Scharl vom Bauernverband. „Die Mehrheit der Milcherzeuger bewahrt die Liefertreue.“
Laut Schaber erklärten sich am Donnerstag auch Italien und Belgien mit den Bauern solidarisch: „Die liefern keine Milch mehr an.“ In Italien solle der Boykott am Freitag beginnen. Auch Bauern anderer Länder hätten sich dem Lieferstopp angeschlossen. Scharl berichtete hingegen: „Wir sehen im Ausland im Prinzip keine Beteiligung, in einzelnen Ländern gibt es sehr verhaltene Proteste.“
Zahlreiche deutsche Milchbauern boykottieren seit Dienstag die Molkereien. Da sie kein Streikgeld erhalten, erleidet ein Bauer mit 75 Kühen einen Verlust von etwa 500 Euro am Tag. „Wenn der Preis weitere zwei bis drei Monate unten bleibt, ist der Verlust mindestens genauso hoch“, sagte Schaber.
10 bis 14 Tage könnten die Erzeuger den Lieferstopp durchhalten. „Die Bauern sehen das als Investition in die Zukunft.“