Verbraucher müssen weiter mit hoher Inflation rechnen
Wiesbaden/Berlin (dpa) - Die Konsumenten in Deutschland müssen weiter mit einer hohen Inflation rechnen. Im Juni verharrte die jährliche Teuerungsrate wie im Mai bei 2,3 Prozent.
Binnen Monatsfrist legten die Verbraucherpreise um 0,1 Prozent zu. Diese vorläufige Schätzung gab das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden auf Basis der Daten aus ausgewählten Bundesländern bekannt.
Den endgültigen Wert und Details wollen die Statistiker am 12. Juli bekanntgeben. Nach Einschätzung von Volkswirten wird sich die Lage in den nächsten Monaten noch verschärfen.
Die Commerzbank weist darauf hin, dass die Verbraucherpreise trotz fallender Benzin- und Nahrungsmittelpreise gestiegen seien. „Der niedrigere Ölpreis macht sich zwar an den Tankstellen bemerkbar, aber Haushaltsenergie ist erneut teurer geworden“, schreibt Commerzbank-Volkswirtin Ulrike Rondorf in einer Kurzanalyse. Sie interpretiert die anhaltend hohe Teuerung zudem als „Schattenseite“ des kräftigen Aufschwungs in Deutschland. „Die Unternehmen können anscheinend zunehmend ihre gestiegenen Kosten an die Konsumenten weitergeben. Die Inflationsrisiken sind daher beträchtlich.“
Auch Unicredit-Chefvolkswirt Andreas Rees prognostiziert in einer Kurzanalyse, „dass das Inflationsgespenst nach einer kurzen Sommerflaute wieder sein hässliches Gesicht zeigen wird“. Vor allem die Preisentwicklung am Ölmarkt werde die Verbraucher belasten. Außerdem fürchtet Rees auf breiter Front steigende Preise im Einzelhandel. „Die Preiserwartungen der Einzelhändler haben unlängst den höchsten Wert seit Ende 2006 erreicht, als eine bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozentpunkte bevorstand.“
Anhaltend steigende Preise signalisiert auch die Entwicklung der Importpreise, die erfahrungsgemäß mit Zeitverzug auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Nach Angaben der Statistiker vom Dienstag kosteten Importgüter im Mai durchschnittlich 8,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, allen voran Energie (plus 30,9 Prozent im Jahresvergleich) und etliche Rohstoffe für Nahrungsmittel - wie zum Beispiel Getreide (plus 69,2 Prozent), Rohkaffee (plus 60,5 Prozent) oder Geflügelfleisch (plus 19 Prozent).