Verbraucherschützer: Strompreis muss nicht steigen

Berlin (dpa) - Die Energiewende muss aus der Sicht von Verbraucherschützern keineswegs zwangsläufig teuer für die Kunden werden. „Wenn ich es geschickt anstelle, wird es nur zu sehr moderaten Steigerungen kommen“.

Das sagte Holger Krawinkel, Energiefachmann des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Aus Sicht des Tarifvergleichsportals Toptarif sind zumindest in diesem Jahr keine großen Erhöhungen mehr zu erwarten.

Der Atomausstieg allein rechtfertige auch danach keine großen Sprünge. Der Preis beruhe aber auf weiteren, schwer vorhersehbaren Faktoren, wie Sprecher Daniel Dodt sagte. „Das ist dann wie ein Blick in die Glaskugel.“

Nach dem Regierungsbeschluss, sieben Atomkraftwerke nicht mehr ans Netz zu bringen und bis 2022 ganz auf Atomstrom zu verzichten, hatte es Warnungen vor höheren Strompreisen aus der Industrie und aus Deutschlands Nachbarländern gegeben. Von den Stadtwerken war dagegen zu hören, die Strompreise dürften nur vorübergehend moderat steigen. Durch moderne Kraftwerke und Energiesparen könne dies aber deutlich abgemildert werden.

Krawinkel sagte, entscheidend sei, dass zügig neue Windräder gebaut werden - auch in Süddeutschland, damit weniger kostspielige Stromleitungen dorthin gebaut werden müssen. Notwendig sei, dass zusätzliche Kapazität für 100 bis 120 Terawatt aus erneuerbaren Energien aufgebaut würden. „Je mehr davon Onshore(an Land)-Windenergie ist, desto billiger wird es“, sagte der Verbraucherschützer, der im günstigsten Fall von Mehrbelastungen von deutlich weniger als einem Cent pro Kilowattstunde ausgeht.

„Dem Markt allein wird das nicht gelingen; wir brauchen mehr staatliche Planungen“, fügte Krawinkel hinzu. Die Bundesländer müssten sich verpflichten, in welchem Umfang sie Windräder bauen wollen. Zeitweise müsse Deutschland auch Strom im Ausland kaufen. Wichtig sei auch, dass die geplanten Kohle- und Gaskraftwerke schnell ans Netz gehen, beispielsweise in Karlsruhe, Mannheim und Berlin.

Laut Toptarif haben rund 770 der bis zu 1000 Versorger in Deutschland ihre Strompreise in diesem Jahr schon erhöht. Deshalb seien Preisschritte auf breiter Front in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten, sagte Sprecher Dodt. Für das nächste Jahre sei es schwer vorherzusagen, weil zahlreiche Faktoren wie Beschaffungskosten, Steuern, Abgaben und der Netzausbau einflössen.

Der Börsenpreis werde dann aber auf die Preise durchschlagen. Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima in Japan sei der Kurs von 52 auf um die 60 Euro pro Megawattstunde gestiegen, sagte Dodt. Die Versorger kauften den Strom für Haushaltskunden ein bis zwei Jahre im Voraus.