Verdi droht Amazon mit Streiks im Weihnachtsgeschäft

Bad Hersfeld (dpa) - Im Konflikt um einen Tarifvertrag beim weltgrößten Online-Versandhändler Amazon läutet die Gewerkschaft Verdi das Kräftemessen im Weihnachtsgeschäft ein.

Am Montag würden am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld und in Leipzig die im Sommer begonnenen Streiks fortgesetzt, sagte Verdi-Sekretär Manuel Sauer am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte einen Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“.

Der Streik sei längerfristig angelegt. „Über die Dauer werden wir situativ entscheiden“, sagte Sauer. Grundsätzlich könne sich Amazon auf längere Streiks einstellen. „Wir werden in der heißen Phase des Weihnachtsgeschäfts jetzt mehr Druck ausüben.“ Verdi wolle die Macht der Mitarbeiter demonstrieren. „Wir brauchen zwar einen langen Atem, wir werden aber auch an anderen Amazon-Standorten immer stärker.“

Verdi fordert für die rund 9000 festen Mitarbeiter in den acht Versandzentren einen Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzel- und Versandhandels. Amazon orientiert sich an den günstigeren Konditionen der Logistikbranche.

Amazon reagierte auf verstärkte Streikandrohungen für deutsche Standorte mit demonstrativer Gelassenheit. Ein Amazon-Sprecher in München sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass der US-Versandriese sein „gesamtes europäisches Logistiknetzwerk nutzen“ werde, um die Kunden trotz der zu erwartenden Proteste schnell zu beliefern.

Amazon teilte mit: „Wir arbeiten in den nächsten Wochen ganz besonders darauf hin, dass unsere Kunden gerade in der Weihnachtszeit den gewohnten Service und die beste Zuverlässigkeit ihrer Lieferungen bekommen, die sie auch unterjährig gewohnt sind.“ Bislang hätten die zahlreichen Streiks keine Auswirkungen für die Kunden gehabt.

In der „Welt am Sonntag“ sagte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger: „Unsere Aktionsfähigkeit kann auf alle Standorte übergreifen.“ Weitere Standorte für Streiks neben Leipzig und Bad Hersfeld seien in Planung. „Wir werden uns auf Tage konzentrieren, die das Geschäft besonders stören und die Streiks auch miteinander vernetzen“, sagte Nutzenberger, Leiterin des Fachbereichs Handel.

Seit Mai streiken Amazon-Beschäftigte immer wieder am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld und in Leipzig. Tarifgespräche lehnt Amazon aber ab. Deutschlandchef Ralf Kleber sagte der „WamS“: „Warum sollten wir Tarifverhandlungen beginnen? Davon würde nur die Gewerkschaft profitieren. Amazon zahlt in der Logistik-Branche bereits überdurchschnittlich, und wir stehen in einem direkten Dialog mit unseren Arbeitnehmern - dafür benötigen wir Verdi nicht.“