Verdi rechnet nicht mit Rückzug Vattenfalls aus Deutschland
Berlin (dpa) - Der schwedische Energiekonzern Vattenfall wird sich nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi vorerst nicht von seinem Deutschlandgeschäft trennen.
Er halte einen Verkauf für „nicht sehr wahrscheinlich“, weil Vattenfall mit seiner Stromerzeugung in Deutschland noch immer Geld verdiene, sagte der Verdi-Experte für Energie in Berlin und Brandenburg, Hartwig Willert, am Mittwoch. Außerdem wäre es nicht leicht, für diesen Milliarden-Deal einen Käufer zu finden, den das Kartellamt akzeptieren könnte.
Vattenfall hatte am Dienstag bekanntgegeben, den Konzern Anfang 2014 in die regionalen Einheiten Skandinavien und Kontinentaleuropa aufzuspalten. Diese Aufteilung werde einen Verkauf des Europageschäfts möglich machen, hieß es. Ob dies auch angestrebt werde, ließ Vattenfall offen. Willert sagte, der Vorstand wolle den Konzernbetriebsrat an diesem Donnerstag über Details des geplanten Umbaus informieren. Er forderte die deutsche Unternehmensführung auf, den derzeitigen Abbau von Arbeitsplätzen zu stoppen, bis klar sei, wie der neue regionale Zuschnitt aussehe.
Vattenfall kämpft wie auch die anderen großen Konzerne Eon und RWE in Deutschland mit einem Überangebot an Strom in Europa, der die Marktpreise gedrückt hat. Eine Ursache sind die großen Mengen an Solar- und Windstrom in Deutschland, die bei entsprechendem Wetter in die Netze gespeist werden. Dann müssen Gas- und Kohlekraftwerke ihre Leistung drosseln. Das macht sie weniger rentabel und lässt die Gewinne der Stromerzeuger schrumpfen.
Am Dienstag hatte Vattenfall mitgeteilt, rund 3,4 Milliarden Euro auf Kraftwerke und andere Vermögenswerte abschreiben zu müssen. Außerdem verschärfte der Energieriese sein Sparprogramm und verhängte einen Einstellungsstopp. Bereits im März hatte Vattenfall angekündigt, 2500 Arbeitsplätze bis Ende 2014 zu streichen, davon 1500 davon in Deutschland. Betroffen sind auch die Hauptverwaltung in Berlin und die Braunkohle-Standorte in der Lausitz.
Gewerkschaftssekretär Willert sagte, Vattenfall habe erkannt, mit seiner internationalen Expansion gescheitert zu sein. Die Aufteilung in zwei regionale Einheiten sei zu begrüßen. Sie biete die Chance, in jedem Land eine eigene Strategie zu verfolgen. „Das Stromgeschäft ist ein regionales Geschäft, das sich an der Politik jedes Landes orientieren muss“, fügte er hinzu.