Versicherer in der Zinsfalle
Die Attraktivität der Altersvorsorge schwindet.
Frankfurt. Es wirkt wie ein Luxusproblem: Die Lebensversicherungen wissen nicht, wohin mit ihrem Geld. Sie sollen die Kundengelder sicher, aber auch gewinnbringend anlegen.
Angesichts historisch niedriger Zinsen gleicht dies der Quadratur des Kreises. Die Folgen bekommen viele Sparer zu spüren. Sie erhalten weit weniger Geld, als sie sich ursprünglich beim Abschluss ihres Vertrages erhofft hatten.
In den 90er Jahren lag die Verzinsung einer Lebensversicherung bei acht Prozent. 2011 waren es im Schnitt 4,2 Prozent, und selbst die vier vor dem Komma scheint zu wackeln. „Ich kann keine Prognose abgeben, wie lange die Branche das Zinsniveau von vier Prozent noch halten kann“, sagt Maximilian Zimmerer, Allianz-Finanzchef, voraus.
Das Problem: Das Geld steckt vor allem in festverzinslichen Wertpapieren. Knapp 90 Prozent der Kapitalanlagen der Lebensversicherer entfallen auf Pfandbriefe, Staatsanleihen, Unternehmensdarlehen oder andere Rentenpapiere.
Seit dem Dauertief an der Zinsfront werfen die als sicher geltenden Papiere kaum noch etwas ab. Das bekommen die Versicherer gerade bei Neuanlagen zu spüren. Die Investitionen in Aktien, die als profitabler, aber riskanter gelten, haben die Unternehmen nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes zu Beginn des Jahrtausends dagegen deutlich runtergefahren.
Die Zinsen, auf die viele Kunden aus alten Verträgen Anspruch haben, sind an den Finanzmärkten immer schwerer zu verdienen. „Vereinzelt müssen erste Versicherer ihre Reserven angreifen, um die Kundenansprüche zu befriedigen“, sagt Hajo Köster vom Bund der Versicherten.
Die Versicherer sind daher auf der Suche nach attraktiven und sicheren Anlageformen. „Das spekulative Element ist der Lebensversicherung fremd. Wir investieren nicht in Rendite um jeden Preis“, sagt der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, Rolf-Peter Hoenen.
Der Versicherungsriese Allianz macht Infrastrukturobjekte wie Gasnetze als ertragreiche und sichere Alternative aus. Auch Immobilien gelten als ein Alternativ-Investment.
Laut Kösters werden die Lebensversicherer auf absehbare Zeit vor allem bei den Kosten ansetzen müssen. „Bei Werbebudgets lässt sich noch am besten sparen.“