Volkswirte weisen Kritik am Brandbrief zurück

Frankfurt/Main/Hamburg (dpa) - Die Volkswirte um ifo-Chef Hans-Werner Sinn haben ihren Brandbrief in der Eurokrise gegen Kritik aus der Politik verteidigt. „Wir weisen die Anschuldigung, die Öffentlichkeit sei in unserem Aufruf falsch informiert worden, entschieden zurück“.

Das schrieben Sinn und sein Kollege Walter Krämer von der Technischen Universität Dortmund in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Dienstag). Der offene Brief, der inzwischen von 207 Volkswirten unterzeichnet wurde, hatte sich gegen eine Bankenunion im Euroraum ausgesprochen, die Haftungsrisiken für pleitebedrohte Kreditinstitute den Steuerzahlern in soliden Ländern aufbürdet - und nicht den betroffenen Staaten sowie privaten Gläubiger.

Die Bundesregierung hatte argumentiert, es gebe durch die jüngsten EU-Gipfelbeschlüsse keine zusätzliche gemeinsame Haftung für Banken, und zeigte sich empört von dem Brief. Die Ökonomen schreiben nun, Berlin sei mit dieser Interpretation allein, die eigene Sichtweise werde hingegen auch von den Finanzmärkten geteilt. „Überall auf der Welt wird der Gipfelbeschluss genau so interpretiert.“

Aus der Opposition und von prominenten Kollegen war aber auch der Ton des Aufrufs kritisiert worden: Er äußere sich abfällig über die Krisenländer und sei zu vereinfachend. In diese Kerbe schlugen nun auch Wissenschaftler aus dem Ausland. „Der Brief ist reich an hitziger Rhetorik und arm an sachlichen Details“, sagte Barry Eichengreen von der Universität von Kalifornien in Berkeley der „Financial Times Deutschland“ (Dienstag).

Harvard-Ökonom Alberto Alesina sagte der Zeitung: „Ich halte den Aufruf für zu simpel, unklar und ideologisch.“ Sein Kollege Dani Rodrik meinte: „Es würde zum Kollaps des Euro führen, wenn man dem Rat dieser Ökonomen folgen würde.“