Volvo als Vorreiter: Neues Werk in China soll Weltmärkte bedienen
Chengdu (dpa) - Als erster Hersteller von Oberklassewagen plant Volvo Cars künftig auch Exporte aus seinem neuen Werk in China auf andere Märkte der Welt.
Die Produktionsstätte in Chengdu in Südwestchina ist die erste außereuropäische Fabrik des schwedischen Autobauers. Die Produktion soll bis Jahresende aufgenommen werden, sagte Volvo-Chef Håkan Samuelsson am Mittwoch bei der Vorstellung des neuen Standortes.
Der Fokus liege zwar zunächst auf dem größten Automarkt der Welt in China, aber langfristig wolle Volvo vom Reich der Mitte aus auch nach Asien, die USA und Europa liefern.
Nachdem 2012 in China ein Einbruch um elf Prozent hingenommen werden musste, stieg der Volvo-Absatz von Januar bis Mai um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Wir sehen gute Fortschritte“, sagte Samuelsson.
Mit dem neuen Werk in Chengdu und neuen Modellen will der Autobauer, der seit 2010 dem chinesischen Geely-Konzern gehört, wieder Marktanteile gewinnen. Geely-Chef Li Shufu sicherte Unterstützung zu: Die mehrheitliche Beteiligung an Volvo sei ein strategisches Investment und nicht kurzfristig gedacht.
Der Umfang der Investition in das Werk in Chengdu, die zunächst von Geely getragen und dann auf ein Joint Venture übertragen wird, wurde nicht genannt. Es hat eine Kapazität von jährlich 120 000 Autos, 2014 sollen zunächst 30 000 produziert werden.
Als erstes Modell wird eine Langversion des Modells S60 für den chinesischen Markt vom Band laufen. Dem Vernehmen nach soll nächstes Jahr ein XC-Geländewagen hinzukommen. Die Produktionsstätte soll „das Blatt in China wenden“, sagte Fabrikleiter Lars Danielson. Ein weiteres Werk ist in der Ölstadt Daqing in Nordostchina geplant.
Bis 2020 soll der Absatz in China auf 200 000 Autos verfünffacht werden. Weltweit gilt weiter das Ziel von 800 000 Autos. „Ob es ein Jahr früher oder später passiert, ist nicht wichtig“, sagte Samuelsson.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte er und verwies auf das Werk und die neuen Produkte. Mit den niedrigeren Kosten solle China „als Basis für asiatische Märkte dienen“. Die Fabrik werde in die „globale Produktionsstruktur“ eingefügt.
„Werden wir künftig von China aus exportieren? Aber sicher“, sagte Strategiechef Lex Kerssemakers. Während andere internationale Hersteller nicht aus China exportieren, weil sie die Gewinne nicht mit ihren chinesischen Joint Venture-Partnern teilen wollen, falle dieses Problem bei Volvo weg, weil es Geely gehöre, hieß es.
Geely-Chef Li Shufu versprach weitere Anstrengungen, „um Volvo wieder zu großem Ruhm zu führen“. Die Zugehörigkeit zu seinem Unternehmen sei „Volvos Stärke“. Beide Unternehmen ergänzten sich, weil Geely im unteren Marktsegment und Volvo im Premiumbereich tätig sei.