Vorwerk freut sich über Rekordzahlen

Der Wuppertaler Familienkonzern setzt auf Digitales: Rezepte kommen per WLAN zum Thermomix, die App steuert den Saugroboter.

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Wuppertal/Düsseldorf. Es ist schon ein bunter Strauß an Angeboten, mit denen die Wuppertaler Vorwerk Gruppe ihren Gesamtumsatz im vergangenen Jahr um 23,9 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro gesteigert hat: Da geht es um Staubsaugen, Kochen, Hautpflege, Bodenbeläge und Akku-Werkzeuge. Und schließlich um das Verleihen von Geld über die eigene Bank. All das hat dazu beigetragen, dass die drei persönlich haftenden Gesellschafter gestern bei der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf zufriedene Gesichter machten.

Das Küchengerät Thermomix ist mit 39 Prozent (= 1,375 Milliarden Euro) größter Umsatzbringer. Gefolgt vom Staubsauger Kobold mit 30 Prozent Umsatzanteil (1,043 Milliarden Euro) am Gesamtgeschäft der Wuppertaler. Die Kosmetik-Sparte Jafra (13 Prozent, 457 Millionen Euro) und die Banksparte akf mit ebenfalls 13 Prozent des Umsatzes (443 Millionen Euro) folgen. Der Bereich Bodenbeläge macht mit 88 Millionen Euro Umsatz drei Prozent des Umsatzes von Vorwerk aus.

Was 2015 als Ertrag heraussprang, darüber sprechen die Wuppertaler allerdings nicht. Gesellschafter Reiner Strecker sagt dazu nur: „Wir sind sehr zufrieden, der Ertrag hat sich über den Erwartungen entwickelt.“ Die Eigenkapitalquote liege bei 64 Prozent, die liquiden Mittel betrügen deutlich über eine Milliarde Euro. Strecker: „Das sichert uns große unternehmerische Freiheiten und macht uns unabhängig von externen Finanzierungen. Und es gibt uns die Kraft für die notwendigen Investitionen.“

So hat man denn auch ein Investitionsprogramm in Höhe von 170 Millionen Euro aufgelegt. Ein Teil soll auch im Heimatstandort Wuppertal eingesetzt werden. Man will in ein neues Produktentwicklungszentrum am Standort Wuppertal Laaken investieren, die Entwicklungsmannschaft dort stärken. Allein im Laakener Werk hat sich die Mitarbeiterzahl im vergangenen Jahr um 100 Personen auf 1134 erhöht. Mittlerweile wurde eine zweite Montagelinie für die Herstellung des Thermomix installiert. So sollen auch die mehrere Wochen langen Lieferzeiten für das Küchenmultifunktionsgerät verkürzt werden, von dem deutschlandweit im Jahr 2015 etwa 400 000 und weltweit 1,3 Millionen Stück verkauft wurden.

Trotz des stolzen Preises von mittlerweile 1199 Euro boomt das Geschäft mit dem „iPhone aus Wuppertal“. Im Laufe des Jahres soll es noch ein besonderes Zubehörteil bekommen, das den zunächst hochtrabend klingenden Vergleich mit dem Apple-Produkt untermauert. Mit dem „Cook-Key“ können dann per WLAN Rezepte aus dem Online-Rezept-Portal aufs Display des Thermomix gesendet werden.

Die digitale Welt soll auch bald schon dem Saugroboter der Wuppertaler neuen Schwung geben. Das Gerät, das selbstständig durchs Wohnzimmer kurvt, soll demnächst auch per App vom Handy aus gesteuert werden. Schöne neue Haushaltswelt: Im Büro sitzen und gleichzeitig die Wohnung putzen.

Bei der Vertriebsstrategie will Vorwerk auf eine Kombination aus dem bekannten Direktvertrieb mit weltweit fast 613 000 freien Beratern, aber auch auf stationäre Geschäfte in den Großstädten — bisher sind es 50 in Deutschland — setzen. Der Gedanke dahinter: Die Produkte sollen sichtbar sein. Dritte Säule ist der Onlineverkauf. „Ein äußerst spannendes Thema für uns“, sagt Strecker. Und will da auch am Ball bleiben. So habe man sich entschlossen, mit der Universität Wuppertal eine Stiftungsprofessur einzurichten, angesiedelt im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen. Thema: digitale Geschäftsmodelle.

Dass die Welt auch für Vorwerk nicht nur rosig ist, wurde gestern freilich auch nicht ausgespart. Da gab es eine wenig berauschende Bewertung des Thermomix bei der Stiftung Warentest.

Und da sind Berichte über einen Fall eines in Australien explodierten Küchengeräts. Das sei ein singulärer Fall, hieß es von der Vorwerk-Geschäftsleitung. Mit der australischen Verbraucherschutzorganisation, die darüber berichtet hatte, habe man bisher nicht in Kontakt kommen können. Auch sei Vorwerk das Gerät, um das es ging, nicht zur Untersuchung zur Verfügung gestellt worden. Und es gibt immer wieder die Fälle, wo auf gefälschten Webseiten ein Thermomix in betrügerischer Absicht mit 400 Euro Rabatt angeboten wird. Streckers Appell: „Vorsichtig sein, das echte Gerät gibt es nur bei uns.“