VW-Tochter MAN streicht 1800 Stellen

München (dpa) - Der Lkw- und Bushersteller MAN streicht 1800 Jobs und damit jeden zwanzigsten Arbeitsplatz, setzt diese Schrumpfkur aber ohne betriebsbedingte Kündigungen um.

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Rund 1400 Arbeitsplätze seien in der Verwaltung betroffen und weitere 400 in der Produktion, teilte die Volkswagen-Marke mit. Der Abbau von bis zu 2000 Stellen war im Zuge des Sparprogramms bereits erwartet worden.

MAN sprach von einer „Neuausrichtung der Produktionsstandorte sowie der Verschlankung in allen Verwaltungsbereichen“. Die 1800 Stellen sollen vor allem durch Verzicht auf Nachbesetzungen frei werdender Jobs, freiwillige Abfindungen sowie Altersteilzeit eingespart werden. Für das Programm stellt sich MAN darauf ein, dass 2015 Aufwendungen im niedrigen dreistelligen Millionen-Bereich nötig sein werden.

Die Arbeitnehmerseite unterstützt den Umbau. Gesamtbetriebsratschef Saki Stimoniaris sprach von einer einheitlichen Standort- und Beschäftigungssicherung für alle Lkw-Standorte und hob hervor: „Nur die Kolleginnen und Kollegen, die MAN wirklich verlassen wollen, werden MAN auch verlassen.“ Niemand werde zum Jobverlust gezwungen.

Der Lkw-Bauer informierte am Mittwoch auf Betriebsversammlungen in Deutschland und Österreich über das Sparprogramm. MAN hatte bereits im März angekündigt, seinen Sparkurs in der Lkw-Sparte zu verschärfen und auf den gesamten Konzern auszudehnen. Ursprünglich sollten die Kosten in der zentralen Sparte Truck & Bus bis 2017 um 600 Millionen Euro gedrückt werden. Weltweit beschäftigt MAN nach eigenen Angaben in der Sparte rund 36 000 Mitarbeiter, davon 20 000 in Deutschland. Größter Standort ist München mit 9200 Mitarbeitern. In Nürnberg sind es 4300, in Salzgitter 2500 und im österreichischen Steyr 2400.

Der Umbau geht mit einer generellen Neuausrichtung der Werke einher und hängt auch mit der besseren Verzahnung zu Scania zusammen. Die zweite Lkw- und Busmarke im VW-Konzern war erst vor rund einem Jahr ganz unter das Dach der Gruppe gefahren. Zuvor hakte es oft bei der Zusammenarbeit. Seit kurzem hat der Nutzfahrzeugbereich mit dem Ex-Daimler-Vorstand Andreas Renschler einen neuen Chef, der VW vorbei an seinem früheren Arbeitgeber zum Lkw-Branchenprimus machen soll.

Mit dem Umbau verliert zum Beispiel der MAN-Standort Salzgitter die Produktion von Lkw und Bus-Fahrgestellen, die nun teils ins Münchner Schwesterwerk geht. Dafür erhält Salzgitter den Zuschlag für Aufgaben, die das Werk nun teilweise auch für die konzernweite Allianz aus MAN und Scania leisten wird - darunter der übergreifende Bau jener Achsen, die keine Verbindung mit dem Getriebe haben.

Das Unternehmen schrieb: „Doppelarbeiten werden zukünftig vermieden.“ Jeder Standort erhalte klare Verantwortungen und Kompetenzen. Joachim Drees, Chef der zentralen MAN-Sparte Truck & Bus, sagte: „Wir werden effizienter arbeiten und unsere Werke flexibler machen.“ Das Programm gewähre neben langfristigem Wachstum eben auch solide Jobsicherheit.

Scania wird, wie erwartet, künftig für MAN die Getriebe fertigen. Die teuren Herzstücke der Fahrzeuge sind ein großer Kostenfaktor. Die Getriebekooperation soll ab 2016 bis zu 500 Millionen Euro sparen - gerechnet über den mehrjährigen Zeitraum der Getriebegeneration.

Mit dem 2014 geglückten vollständigen Durchgriff auf Scania traut sich VW Einsparungen von insgesamt jährlich mindestens 650 Millionen Euro zu. Das soll aber erst in den nächsten 10 bis 15 Jahren erreicht sein. Nutzfahrzeugmodelle haben weit längere Produktzyklen als die Pkw-Welt, weil ihre geringere Stückzahl die Kosten in der Forschung und Entwicklung über längere Zeit einspielen muss.

Die Nutzfahrzeug-Branche steht unter Druck. Zuletzt hatten in Europa Ende 2013 Hamsterkäufe vor einer neuen Abgasnorm (Euro 6) den Markt auf den Kopf gestellt. Kurzarbeit war bei MAN eine der Folgen.