Fusion Was die Kaufhof-Karstadt-Fusion für Kunden und Mitarbeiter bedeutet
Köln/Essen · Das Bundeskartellamt hat grünes Licht für den Zusammenschluss der beiden letzten großen deutschen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof gegeben. Was bedeutet das für Kunden, Mitarbeiter und die Innenstädte? Fragen und Antworten zum neuen Warenhaus-Giganten.
Was bedeutet der Zusammenschluss für den deutschen Handel?
Die Übernahme von Kaufhof durch Karstadt setzt den Schlusspunkt in der Konsolidierung der deutschen Warenhauslandschaft. Wo einst Karstadt, Kaufhof, Hertie, Horten und Co um die Kundengunst kämpften, bleibt nur noch ein Platzhirsch übrig.
Warum ist das nötig?
Die Warenhäuser leiden seit Jahren unter dem Siegeszug von Billiganbietern wie Primark, Fast-Fashion-Ketten wie H&M und Online-Händlern wie Amazon oder Zalando. Außerdem macht ihnen die Konkurrenz der großen Einkaufszentren zu schaffen. Besonders kritisch ist die Situation zurzeit bei Kaufhof. Die Kölner kämpfen auch nach der Übernahme durch die kanadische Hudson's Bay Company (HBC) Ende 2015 mit Umsatzrückgängen und roten Zahlen. Karstadt hat nach einer harten Sanierung gerade erst knapp die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft.
Und was soll der Zusammenschluss an den Problemen ändern?
Durch den Zusammenschluss der beiden Warenhausketten entsteht ein neuer Einzelhandelsriese mit europaweit 243 Standorten und rund 32 000 Mitarbeitern. Die damit einhergehende Bündelung von Einkaufsmacht dürfte es Kaufhof und Karstadt ermöglichen, bessere Konditionen von den Lieferanten zu bekommen. Außerdem könnten nach Einschätzung von Branchenkennern in der Verwaltung, Datenverarbeitung und Logistik beträchtliche Summen gespart werden.
Sparen, sparen, sparen: Ist das alles?
Natürlich nicht. Der künftige Mehrheitseigentümer René Benko hofft, dank der zentralen Lage der Warenhäuser auch vom Trend zur Verschränkung von Online- und Offline-Angeboten profitieren zu können. «Reine Onlineanbieter suchen mittlerweile händeringend Präsentationsflächen und Logistik- beziehungsweise Service-Hubs in Toplagen - wir haben sie», beschrieb Benko in einem «Handelsblatt»-Interview sein Zukunftsszenario.
Was bedeutet der Zusammenschluss für die Mitarbeiter?
Fest steht wohl, es wird nach dem Zusammenschluss zu einem Abbau von Arbeitsplätzen kommen. Schließlich braucht das neue Unternehmen keine zwei Konzernzentralen mehr. Auch bei IT und Logistik dürfte es erhebliche Einsparpotenziale geben. Offen ist, wie viele Stellen wegfallen werden. Spekulationen, nach denen bis zu 5000 Jobs bedroht seien, bezeichnete Benko als «unverantwortlich».
Was bedeutet der Zusammenschluss für die Innenstädte?
In vielen Städten herrscht Unruhe. Befürchtet werden Filialschließungen und damit verbunden eine Verödung der Innenstädte. Offizielle Angaben zu geplanten Schließungen gibt es nicht. Doch mit einer Schließungswelle gleich nach der Übernahme ist wohl nicht zu rechnen.
Die Kosten dafür wären nach Einschätzung von Experten angesichts der oft über Jahrzehnte laufenden Mietverträge einfach zu hoch. Es könnte allerdings einzelne Schließungen geben, wenn Mietverträge auslaufen. Benko bemühte sich zuletzt, Befürchtungen zu dämpfen: «Natürlich müssen wir sanieren, aber wir werden wie bisher um jede Filiale kämpfen und versuchen, sie in die schwarzen Zahlen zu bringen», betonte er. Als er vor einigen Jahren Karstadt übernommen habe, seien von 25 Wackelkandidaten am Ende nur drei Warenhäuser tatsächlich geschlossen worden.
Was bedeutet der Zusammenschluss für die Verbraucher?
Das muss sich noch herausstellen. Die beiden Marken Karstadt und Kaufhof sollen nach dem Willen von Benko erhalten bleiben. Das Problem dabei: In vielen Bereichen ist das Angebot der beiden Ketten nach einer Analyse des Branchenfachblatts «Textilwirtschaft» weitgehend austauschbar. Nach der Fusion wäre es naheliegend, hier für größere Unterschiede zu sorgen.
Wie sind die Zukunftsaussichten für den neuen Warenhausriesen?
Das ist umstritten. Benko äußerte sich zuletzt demonstrativ optimistisch: «Wir sind vom Warenhaus als solchem zutiefst überzeugt. Die Innenstädte haben eine goldene Zukunft.» Deutlich skeptischer zeigte sich allerdings das Branchenfachblatt «Textilwirtschaft». Sein ernüchterndes Fazit der Fusion: «Hier wollen sich zwei Fußkranke stützen, um nicht umzufallen.»