Was Eon-Chef Teyssen fordert
Düsseldorfer Topmanager erwartet Hilfe für den Umbau der Energieversorgung.
Düsseldorf. Kleine Brötchen zu backen, ist nicht die Sache von Johannes Teyssen. Mag auch ein „Konzernfehlbetrag von 3,2 Milliarden Euro“ die Bilanz trüben. In dem schwierigen Jahr 2014 „haben wir aber unsere wesentlichen Ziele erreicht“, sagt er bei der Bilanzpressekonferenz des Düsseldorfer Stromkonzerns. Und er rühmt sich, dass „auch in der Politik anerkannt wird, dass wir einen kräftigen Beitrag zur Energiewende leisten — und zwar auf doppelte Weise: Indem wir Kräfte für Innovationen im Sinne der Kunden freisetzen und zugleich die Stabilität des Energiesystems absichern.“
Hinter dieser Aussage steht die Ende vergangenen Jahres getroffene Entscheidung von Eon für die „größte Unternehmensabspaltung, die jemals in Deutschland stattgefunden hat“. Der Unternehmensteil mit den Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken soll in einer neuen Gesellschaft an die Börse gebracht werden. Für diese wird noch ein Name gesucht, Teyssen nennt sie bis dahin „New Company“. Eon will sich künftig auf Geschäfte wie Ökostrom, Energienetze und den Vertrieb konzentrieren.
Teyssen fordert dazu auf, dass mit der „Latrinenparole“ Schluss sein solle, die New Company sei eine Bad Bank. Es handle sich gerade nicht um Verlustsammelstellen, sondern um solide finanzierte Unternehmen. Keiner der beiden Teile werde vernachlässigt, die Geschäfte in zwei Einheiten zu teilen, sei aus strategischen Gründen erfolgt.
Die konventionellen Kraftwerke in der neuen Gesellschaft werden gebraucht — diese Karte kann Teyssen selbstbewusst ausspielen. Denn die Versorgungssicherheit in Zeiten schwankender Ökostrom-Einspeisung muss gewährleistet sein. Hier müsse es einen Kapazitätsmarkt geben, fordert der 55-Jährige Manager. Einen Markt also, in dem den Kraftwerksbetreibern allein schon das Bereithalten der Energiereserve vergütet werde. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die Idee verworfen und griffig formuliert es könne kein Hartz IV für Kraftwerke geben. Teyssen findet den Begriff unpasssend. Es gehe hier nicht um die Unterstützung für Bedürftige, sondern um den Umbau der Energieversorgung. Und dabei müsse man für die Zeiten der Unterversorgung Kraftwerke zur Verfügung haben. „Da wird man Kapazität getrennt von Energie bezahlen müssen.“
Für Teyssen muss das nicht so aussehen, dass sich „die Betreiber dieser Kraftwerke eine goldene Nase verdienen“. Aber man müsse doch wenigstens die Abschreibung und Kapitalkosten verdienen können. Unter den gegenwärtigen Bedingungen „mit verunsichernden Kommentaren der Politik“ sei kaum der Bau neuer Gaskraftwerke zu erwarten.
Hinsichtlich der Energiewende und auch der politisch gewollten Abschaltung der Atomkraftwerke macht Teyssen klar, dass er keine entschädigungslose Enteignung hinnehmen werde. Man müsse nicht klaglos den Raum für die Energiewende freimachen. „Wir sind kein Spender der Veranstaltung. Wir haben verfassungsrechtliche Rechte wie jeder Staatsbürger und bitten ganz höflich, diese zu beachten.“ Und wenn man das „aus Versehen vergisst, dann ermahnen wir die Gerichte, daran zu erinnern.“