Was wusste Winterkorn?
Das Video dauert zwei Minuten und 33 Sekunden. VW-Chef Martin Winterkorn erklärt, dass ihm der Abgas-Skandal unendlich leid tue und dass er sich in aller Form entschuldige. Er verspricht, die Dinge schonungslos aufzuklären.
Eine Woche ist das her. Aber schon am vergangenen Dienstag war klar, dass sich Winterkorn an der Spitze des Konzerns nicht würde halten können.
Am Montag hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Ex-VW-Chef eingeleitet. Gegen Winterkorn liegen Strafanzeigen wegen Betrugs vor. Der Manager behauptet, nichts von den Manipulationen gewusst zu haben. Vielleicht stimmt das. Wirklich glaubhaft ist es aber nicht. Dass da mit den Dieselmotoren etwas Illegales läuft, wissen Verantwortliche im Konzern seit vielen Jahren. Vermutlich fiel die Entscheidung, bei den Abgas-Prüfungen zu tricksen, schon 2005. Es gab interne Hinweise, der Einsatz dieser Technik stelle eindeutig einen Rechtsverstoß dar. Trotzdem wurde in rund elf Millionen Fällen betrogen. Ist so etwas ohne Zustimmung des Vorstandes denkbar?
Für das Präsidium des VW-Aufsichtsrates gehört Winterkorn immer noch zu den Guten. Er habe keine Kenntnis von der Manipulation gehabt, stellten die Aufseher ohne jede weitere Prüfung fest. Dazu passt, dass der 68-Jährige seinen Posten als Chef der VW-Muttergesellschaft Porsche SE noch nicht räumen musste. Noch nicht. Dass Winterkorn im Amt bleibt, obwohl Staatsanwälte gegen ihn ermitteln, ist wenig wahrscheinlich. Zumal VW selbst US-Juristen beauftragt hat, im Konzern jeden Stein umzudrehen. Wie das enden kann, zeigt das Beispiel Siemens. Dort haben Ex-Vorstände ihr Vermögen und ihre Ehre verloren.