Weidmann: EZB muss Wert des Bargeldes wahren
Frankfurt/Main (dpa) - Der Krisenkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) darf nach Überzeugung von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann den Wert des Euro-Bargeldes nicht gefährden.
„Die Notenbanken des Eurosystems haben die Verantwortung dafür, dass die Menschen weiterhin gutes und wertstabiles Geld in den Händen halten“, mahnte Weidmann am Mittwoch beim ersten Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Um zu verhindern, dass Zentralbanken „für die Finanzierung von Staatsausgaben eingespannt werden, müssen sie unabhängig sein“, sagte Weidmann. „Einer Notenbank, die de jure oder de facto abhängig ist, der fehlt es dagegen an Glaubwürdigkeit, dass sie der Sicherung der Preisstabilität zu jeder Zeit den Vorrang gibt.“
Die EZB macht sich aus Sicht von Kritikern wie Weidmann mit ihrem neuen Anleihenkaufprogramm abhängig von politischen Entscheidungen: Die EZB will Anleihen von Krisenstaaten wie Spanien und Italien erst kaufen, wenn die betreffenden Staaten zuvor einen Hilfsantrag beim Euro-Rettungsfonds EFSF/ESM stellen.
EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sagte: „In Krisen müssen Institutionen auf Schocks antworten.“ Eine Ausweitung von Zentralbankgeld treibe nicht automatisch die Inflation. Wichtig sei jedoch, dass überschüssige Liquidität zum richtigen Zeitpunkt wieder aus dem Markt gezogen werde, wenn sich die Lage normalisiere.
In Deutschland sind Scheine und Münzen nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel. Banken und Sparkassen forderten angesichts hoher Kosten für die Bargeldversorgung weitere Anstrengungen zum Ausbau alternativer Zahlungsformen. „Die tägliche Ver- und Entsorgung des Handels mit Bargeld ist eine enorme logistische Herausforderung und sie ist teuer“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Michael Kemmer. Mehr als vier Milliarden Euro müssten Banken und Sparkassen jährlich immer noch aufbringen, um die Bargeldversorgung ihrer Kunden zu gewährleisten.
Als Folge des teilweisen Rückzugs des Bargeldversorgers Bundesbank aus der Fläche übernähmen Sparkassen und Genossenschaftsbanken „immer mehr und immer größere Aufgaben der öffentlichen Hand“, sagte Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon. „Die Sparkassen müssen ihre Geldtransporter auf immer längere Strecken schicken, um das Bargeld in ihre Filialen und Automaten zu bringen.“ Die Bundesbank will die Zahl ihrer Filialen von aktuell 41 bis Ende 2017 auf 31 verringern.
Kemmer betonte: „Man muss das Bewusstsein dafür schaffen, dass Geld Geld kostet.“ Die Kosten müssten angemessen auf alle Schultern verteilt werden. Zudem dürfe die Kreditwirtschaft „nicht nachlassen, die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs voranzutreiben“, forderte Kemmer. „Das Bargeld der Zukunft ist digital“, sagte Kemmer - auch wenn einiges dafür spreche, dass Banknoten und Münzen noch lange das meist genutzte Zahlungsmittel in Deutschland bleiben werden.