Weidmann hält Wirkung von EZB-Strafzins für überschaubar
Frankfurt/Main (dpa) - Bundesbankpräsident Jens Weidmann hält die Wirkung des Strafzinses auf Bankeinlagen bei der EZB für überschaubar. Im „Focus“ dämpfte Weidmann die Erwartung, dass der negative Einlagenzins die Kreditvergabe spürbar ankurbeln wird.
Im Süden der Eurozone sei die Kreditvergabe auch deshalb schwach, weil viele Firmen angesichts der schwachen Wirtschaft kaum frisches Geld nachfragten. Daran werde der negative Einlagezins wenig ändern. Insgesamt habe er dem jüngsten Notfallpaket der EZB mit „Bauchschmerzen“ zugestimmt, weil er es angesichts der niedrigen Inflation für vertretbar halte, sagte Weidmann.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am 5. Juni den Leitzins von 0,25 Prozent auf 0,15 Prozent gesenkt. Damit kommen Banken noch günstiger an Zentralbankgeld. Außerdem müssen die Institute künftig 0,10 Prozent Strafzinsen auf Geld zahlen, das sie bei der EZB parken. Das soll Banken dazu bringen, mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher auszugeben und so die Konjunktur anzukurbeln.
Der negative Einlagezins zielt auch darauf, die Inflation anzutreiben: Indem er den Euro schwächt und so Importe verteuert. Vor einer künstlichen Abwertung des Euro als Mittel gegen die Wirtschaftsschwäche in manchen Eurostaaten warnte Weidmann: „Wettbewerbsfähigkeit lässt sich nicht durch eine Abwertung herbeiführen, sie entsteht in den Unternehmen durch attraktive Produkte, die sich auf den Märkten behaupten.“ Aus Frankreich und Italien hatte es wiederholt Forderungen nach Schritten gegen den zuletzt relativ starken Euro gegeben. Ein hoher Eurokurs verteuert Exporte aus dem Euroraum in Länder außerhalb des Währungsraums.