Weidmann zum Bundesbank-Präsidenten ernannt

Berlin/Frankfurt (dpa) - Die Bundesbank bekommt den jüngsten Chef ihrer Geschichte: Gut eine Woche nach seinem 43. Geburtstag erhielt Jens Weidmann am Freitag in Berlin von Bundespräsident Christian Wulff die Ernennungsurkunde zum Präsidenten der Notenbank.

Der bisherige Wirtschaftsberater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird zum 1. Mai Nachfolger von Axel Weber, bei dem er einst studierte. Seine Amtszeit bei der Bundesbank beträgt turnusgemäß acht Jahre.

Offiziell in sein Amt eingeführt wird Weidmann am Montag (2.5.) mit einem Festakt in der Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Der Ökonom kennt sich in der Notenbank gut aus: Vor acht Jahren war er dort Abteilungsleiter für Geldpolitik und monetäre Analyse. Die Rückkehr zu seinem alten Arbeitgeber verdankt er der Bundesregierung: Sie hat das Vorschlagsrecht für das Amt des Bundesbank-Präsidenten.

Auch das Amt des Vize-Präsidenten der Notenbank wird bald neu besetzt: Im Juni löst die derzeit bei der Finanzaufsicht Bafin tätige Bankenaufseherin Sabine Lautenschläger (46) als erste Frau im Vorstand den amtierenden Vize Franz-Christoph Zeitler ab.

Dass der Merkel-Intimus Weidmann direkt auf die Schlüsselposition der deutschen Geldpolitik gehievt wird, stößt auch auf Kritik. Der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, urteilte in einem Gastbeitrag für „Handelsblatt Online“ (Freitag), vor allem „unbedingte Loyalität zur Kanzlerin“ habe ihm den Posten eingebracht: „Doch genau diese Eigenschaft verträgt sich schwer mit der geldpolitischen Unabhängigkeit dieser Institution.“

Weber (54), der die Bundesbank seit April 2004 führte, galt lange als Kandidat für den Chefposten bei der Europäischen Zentralbank (EZB): EZB-Präsident Jean-Claude Trichet tritt Ende Oktober nach acht Jahren im Amt turnusgemäß ab. Doch Weber isolierte sich mit seiner Kritik am EZB-Kurs in der Staatsschuldenkrise international und kündigte schließlich im Februar seinen vorzeitigen Rückzug an.

Hartnäckig halten sich Gerüchte, Weber könnte zur Deutschen Bank wechseln, um deren Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann zu beerben. Der Wirtschaftsprofessor Weber ließ zu seiner beruflichen Zukunft bislang nur verlauten, er gehe im Anschluss an seine Zeit bei der Bundesbank für ein Jahr als Gastprofessor nach Chicago.