Wer profitiert vom billigen Rohöl?
Nach der ergebnislosen Konferenz der Opec stürzt der Preis weiter ab. Benzin und Heizöl sind so günstig wie lange nicht mehr.
Düsseldorf. Ein Fass Öl der Nordsee-Sorte Brent kostete am Freitag kaum mehr als 70 Dollar und damit ungefähr so viel wie vor fünf Jahren. Der Ölmarkt ist von Tempo und Ausmaß des Preisverfalls nach der ergebnislosen Opec-Konferenz überrascht.
Große Einsparungen. Am meisten profitieren die EU, China und Indien. „Die Opec schenkt den Ölverbrauchern 500 Milliarden Dollar“, sagt der Hamburger Ölexperte Steffen Bukold. Für Deutschland beträgt die Ölrechnung von Januar bis September in diesem Jahr 38,7 Milliarden Euro, das sind 2,7 Milliarden Euro weniger als in den ersten neun Monaten des Vorjahres.
Das weiß niemand, vorerst ist es möglich, aber es gibt auf längere Sicht einige Argumente dagegen. „Die globale Nachfrage nach Öl wächst zwar langsamer als erwartet, aber sie wächst“, sagt Leon Leschus, Rohstoffexperte beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut. Gleichzeitig wird bei einem Preisniveau von 70 Dollar je Barrel oder noch darunter die Förderung bei einigen Produktionsanlagen unwirtschaftlich. Deshalb könnten Anbieter aus dem Markt ausscheiden.
Eher nicht. Dazu ist der Markt zu groß. Öl ist das größte Business der Welt und mit einem Marktanteil von knapp einem Drittel immer noch der wichtigste Energieträger. Riesenfirmen wie ExxonMobil, Shell oder BP kommen nur auf geringe Marktanteile — und der Versuch der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), Einfluss auf den Preis zu nehmen, ist gerade gescheitert. Einen Einfluss haben allerdings die Finanzmärkte: Die Spekulation kann die Preisbewegungen nach oben oder unten verstärken.
Sie müssen weniger bezahlen für Produkte, die aus Öl hergestellt werden, also vor allem Benzin, Diesel und Heizöl. So war zum Beispiel der Preis für 100 Liter Heizöl am Freitag im bundesweiten Durchschnitt auf 67,50 Euro gefallen. Das sind 15 Euro weniger als noch im Sommer dieses Jahres und bedeutet eine Ersparnis von 450 Euro bei einer Tankfüllung. Ein Liter Benzin kostet um die 1,40 Euro, Diesel inzwischen klar unter 1,30 Euro je Liter.
Rohöl hat sich um rund 37 Prozent verbilligt, der Benzinpreis um etwas mehr als zehn Prozent. Das sieht aus wie ein grobes Missverhältnis, ist aber erklärbar. Der Benzinpreis besteht aus einem festen und einem variablen Teil. Bei einem Verkaufspreis von 1,42 Euro je Liter entfallen weniger als 50 Cent auf den Einkauf des Produkts - nur dieser Teil schwankt. Das meiste, mehr als 88 Cent, sind Steuern und Abgaben. Dieser Teil schwankt nicht. Zudem ist der Euro in den vergangenen Monaten schwächer geworden. Dadurch ist die Preissenkung beim Rohöl im Euroraum nicht voll angekommen.