E-Vignette kommt aus Langenfeld

Ages hat das System entwickelt, mit dem Alexander Dobrindt die Mautgebühren eintreiben will. Auch an der Lkw-Maut ist die Firma beteiligt.

Foto: D. Thomé

Langenfeld. Als die Firma Ages im Jahr 2000 Teile des Mautsystems für die Niederlande übernehmen sollte, kamen zu den rund 80 Mitarbeitern kurzfristig 100 zusätzliche Fachkräfte. Die Büros in Düsseldorf-Bilk, in denen Rolf Herzog und Thomas Benk die Firma 1994 gründeten, wurden für Ages zu eng. „2009 sind wir dann nach Langenfeld umgezogen, in ein eigenes Bürogebäude, ein Neubau mit viel Platz für unsere Projekte“, sagt Ludger Linnemann, Leiter für Marketing und Vertrieb. Das nächste große Projekt heißt Pkw-Maut in Deutschland.

Bald könnte es also wieder eng werden, denn die von Ages entwickelte elektronische Vignette (E-Vignette) wird für Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindts (CSU) Wegezoll für ausländische Pkw-Fahrer derzeit favorisiert. „Wir warten derzeit gespannt darauf, was in Berlin passiert“, sagt Linnemann. „Und lesen sehr viel Zeitung.“

Soll die Maut wie geplant 2016 starten, muss in der ersten Jahreshälfte 2015 die Ausschreibung für die Betreiber rausgehen und Ages wird sich beteiligen. Am 17. Dezember sollen die Pläne des Bundesverkehrsministers im Kabinett behandelt werden.

Im modernen Bürokomplex mit Ages-blau gestrichenen Wänden tüfteln die Mitarbeiter des Unternehmens aber derzeit nicht nur am Wegezoll-System für deutsche Autobahnen. Ages ist in den Benelux-Ländern sowie in Dänemark und Schweden Betreiber des Lkw-Mautsystems. Seit 2008 wird dort bereits die E-Vignette genutzt, mit der ausschließlich digital abgerechnet wird, wer wielange auf mautpflichtigen Straßen unterwegs ist.

In Deutschland wird die Lkw-Maut seit 2005 mit dem satellitengestützten System des Unternehmens Toll Collect abgerechnet. Lkw-Fahrer haben entweder ein eingebautes GPS-System an Bord (On-Board-Unit) oder müssen sich an Mautstellen-Terminals an Raststätten für die Nutzung der Bundesautobahn registrieren und bezahlen. Da mischt Ages ebenfalls mit. Während Toll Collect die technische Seite der Lkw-Maut abwickelt, ist Ages für die Abrechnung der Gebühren mit dem Nutzer zuständig. Rund vier Milliarden Euro sammelt Ages jährlich ein.

Ob 2016 mit dem Start der Pkw-Maut ein weiterer Auftrag nach Langenfeld geht, hängt davon ab, ob Ages es schafft, das kostengünstigste und datenschutzrechtlich sicherste System anzubieten. Das Unternehmen spricht stets von „System“, denn das Projekt umfasse mehr als die reine Software der E-Vignette, so Ludger Linnemann.

Hardware zur Abrechnung und Personal für die Wartung beispielsweise gehöre eben auch dazu. „Ich glaube, wir sind sehr gut aufgestellt, um in den Wettbewerb zu gehen“, sagt Linnemann. „Es wird spannend, wer sich dann noch alles beteiligen wird. Die Technik ist mittlerweile erprobt. Ich bin sicher, dass es eine Vielzahl weiterer Bieter geben wird.“

Ein solcher Auftrag wird schließlich nicht jedes Jahr vergeben. Der Experte weiß: „Es wird einfacher werden, als bei der Lkw-Maut, wo ein komplett neues System entwickelt werden musste. Jetzt ist alles schon da.“ Die E-Vignette wird ja bereits verwendet. Verzögerungen wegen fehlender Technik könnten also kaum auftreten.