Darum haben Angler wieder mehr Glück

Darum haben Angler wieder mehr Glück

Symbolbild

Foto: dpa

Monheim. Angeln ist langweilig? Peter Enke schüttelt den Kopf. „Die meisten, die so etwas sagen, haben es doch noch nie ausprobiert“, sagt der Baumberger, der seine Angel regelmäßig am Rheinufer unterhalb des Deusser-Hauses auswirft, dort, wo der historische Aalschokker im Wasser schuckelt. Und was die Fischarten angeht, die Enke an den Haken bekommt, ist Angeln inzwischen so abwechslungsreich, wie der 72-Jährige es am Rhein noch nicht erlebt hat. „Wir fangen jetzt Barben und Nasen, die hier früher kaum vorkamen“, freut sich Enke. „Und unter Brassen und Rotaugen, mit die häufigsten Fische bei uns im Rhein, gelingt uns öfter als früher ein kapitaler Fang.“

Mehr Fischarten mit relevantem Bestand und mehr größere Exemplare — beides zeigt an: Vater Rhein geht es besser. Besser als vor 20 Jahren und deutlich besser als vor 50 Jahren. Enke kann sich noch gut an den Gestank erinnern, der damals von Deutschlands größtem Fluss ausging: „Eine Mischung aus Chemie und Kloake, schließlich leiteten Industrie und Haushalte ihre Abwässer überwiegend wenig- oder gar ungeklärt in den Rhein.“ Der Wahl-Baumberger wuchs in Düsseldorf-Eller und -Mitte auf. „In der Nachkriegszeit hat man sich über die Wasserverschmutzung wenig Gedanken gemacht. Als Kinder und Jugendliche haben wir sogar — vor Oberkassel — im Rhein gebadet“, erzählt der Vize-Vorsitzende der Monheimer Angelfreunde. Eine braune Brühe sei das Wasser damals gewesen. „Heute ist es so klar, dass man im Flachwasser die Kieselsteine wieder sehen kann.“

Bis 1981, als das Monheimer Klärwerk des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands in Betrieb ging, leiteten die Monheimer ihre Abwässer ungefiltert in den Rhein — vom Privatklosett bis zur Hefefabrik. Das ist heute so unvorstellbar wie Quarzen im Restaurant. Wegen verschärfter Vorschriften — besonders mit Blick auf Phosphor- und Stickstoffrückstände — wurde das Klärwerk noch zweimal aufwändig nachgerüstet, 1992 und Anfang des neuen Jahrtausends. Das kostete viele Millionen Euro, hat sich aber bezahlt gemacht.

Den jüngsten Erfolg bei der Gesundung des Rheins vermeldete Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne) vor wenigen Tagen: Die seit 2008 jährlich im nordrhein-westfälischen und hessischen Rheinabschnitt ausgewilderten Maifische kehren in großer Anzahl aus dem Meer in den Rhein zurück. Mehr als 300 Maifische seien beim Aufstieg in den Oberrhein und die Zuflüsse Mosel und Neckar registriert worden. „Natürlich hatten wir damit gerechnet, dass einige der jungen Maifische als erwachsene Fische den Weg in den Rhein zurückfinden — dass es direkt so viele sein würden, hat uns positiv überrascht“, freut sich Remmel. Auch Rolf Horsten vom Angler- und Gewässerschutzbund NRW, und dort als Vorstandsmitglied zuständig für den Regierungsbezirk Düsseldorf, sieht in der Rückkehr des Maifischs ein erfreuliches Zeichen: „Bei der Gewässergüte liegt der Rhein in unserem Abschnitt jetzt zwischen Brassen- und Barbenregion“, erklärt der 66-Jährige die Gewässerqualität anhand typischer Fischarten, nach denen die unterschiedlichen Qualitätsstufen benannt sind. Die höchste ist die Forellenregion (klare Gebirgsbäche), gefolgt von Äschen-, Barben- und Brassenregion bis hinunter zur Brackwasserregion, in der der Rhein Mitte des 20. Jahrhunderts dümpelte.

Laut Horsten, der auch Vorsitzender der Monheimer Angelfreunde ist, sind jetzt in NRW-Gewässern „etwas über 40 Fischarten wieder heimisch“. Zählt jetzt der Maifisch auch schon dazu? „Bisher wohl eher auf dem Papier“, sagt Horstens Vize Peter Enke. Gleichwohl ist er guten Mutes, dass diese Heringsart bald auch wieder im Monheimer Rheinabschnitt gefangen wird. „Vor 100 Jahren stiegen Maifische den Rhein zum Laichen noch in großen Schwärmen hinauf — warum sollte dies eines Tages nicht wieder der Fall sein?!“

Verspeisen kann man Zander und andere Rheinfische laut Enke nahezu bedenkenlos. „Bei fettreichen Arten wie Aalen wird allerdings empfohlen, sie wegen der Anreicherung von Schwermetallen nicht zu häufig — sagen wir: täglich — auf dem Tisch zu haben.“ Somit alles paletti im Rhein? „Alles natürlich nicht“, sagt Gewässerschützer Horsten und verweist zum Beispiel auf die „Grundelnplage“.

Die kleinen Barschverwandten haben es vermutlich über künstliche Wasserstraßen in den Rhein geschafft, wo sie den angestammten Fischarten bei der Nahrungssuche Konkurrenz machen oder sogar gleich deren Nachwuchs (Laich) vertilgen. Und mit Blick auf die zweibeinigen An-Wohner des Stroms mahnt Horsten: „Zum Rhein gehören auch seine Ufer. Besonders Partymüll trägt dazu bei, dass dieser Bereich an etlichen Stellen eher dreckiger als sauberer geworden ist.“