Immobilien Wohnen in der Stadt immer teurer: Das bleibt nach Abzug der Miete

Für 1,3 Millionen Haushalte bleibe abzüglich der Miete ein Resteinkommen, das unterhalb des Hartz-IV-Satzes liegt. In der Region ist nicht etrwa Düsseldorf Spitzenreiter - sondern eine deutlich kleinere Stadt.

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Düsseldorf. Einer der größten Posten auf der Liste der monatlichen Kosten: die Miete. Dass diese bei vielen ein sehr großes Loch in die Haushaltskasse reißt, zeigt eine gestern erschienene Studie der Hans-Böckler-Stiftung. 40 Prozent der deutschen Haushalte müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Bruttokaltmiete zu bezahlen. Das betrifft 5,6 Millionen Haushalte (jeder vierte in Deutschland), in denen etwa 8,6 Millionen Menschen leben.

Eine Mietbelastungsquote von 30 Prozent des Einkommens gilt unter Experten als Grenze des Zumutbaren. Bei höheren Quoten bleibe nicht genug zum Leben. Die Studie zeigt aber: Haushalte an der Armutsgrenze geben 40 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus. Und 1,6 Millionen Menschen müssen sogar die Hälfte ihres Einkommens für die Wohnung ausgeben. Für 1,3 Millionen Haushalte bleibe abzüglich der Miete ein Resteinkommen, das unterhalb des Hartz-IV-Satzes liegt.

Bei Haushalten mit überdurchschnittlichem Einkommen sind es dagegen nur 17 Prozent der Einkünfte, die für das Wohnen bezahlt werden. Bundesweit lag die Belastung im Mittel (siehe Infokasten Median) bei 26,8 Prozent. Zu berücksichtigen gilt, dass die zugrundeliegenden Zahlen bei den untersuchten 77 deutschen Großstädten auf Daten des Mikrozensus von 2014 beruhen — die Mieten sind seitdem weiter gestiegen.

In Düsseldorf liegt der Median der Mietbelastungsquote laut Studie bei 29,9 Prozent, also sehr nah an der 30-Prozent-Marke. Krefeld kommt auf 28,3 Prozent, Aachen auf 27,9 und Wuppertal auf 26,2 Prozent. Eine Besonderheit stellt Neuss dar: Hier liegt der Mittelwert bei satten 30,1 Prozent. Das wird im Städtevergleich nur noch von Bonn mit 30,3 Prozent übertroffen. Ebenfalls hohe Mietbelastungen gibt es in Bremen (29,1) und Bremerhaven (29,0). Hier zeigt sich, dass eine hohe Belastungsquote nicht gleich für eine wohlhabende Stadt steht: Denn Bremerhaven ist wirtschaftlich viel schwächer als etwa Düsseldorf oder Hamburg (28,6). Die Mietpreise sind in München und Frankfurt am Main am teuersten, jedoch sind auch die Einkommen höher, sodass sich Belastungsquoten von 28,3 und 28,0 ergeben.

„Gerade für die untere bis mittlere Einkommensschicht ist die Lage prekär, weil es zu wenig neuen Wohnraum in diesem Preissegment gibt“, sagt Silke Gottschalk, die Geschäftsführerin des Deutschen Mieterbundes NRW. In ganz Deutschland fehlten etwa eine Million Wohnungen. Laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung seien die Mieten bei Neuvermietung um 4,4 Prozent gestiegen. „Und die neue Landesregierung setzt gerade alles daran, die Situation für Mieter zu verschlechtern“, sagt Gottschalk mit Blick auf die geplante Abschaffung von Mietpreisbegrenzungsverordnung oder Zweckentfremdungssatzung. Es brauche mehr öffentlich geförderte Wohnprojekte und außerdem dürften Kommunen ihre Grundstücke nicht zu Höchstpreisen an Investoren verkaufen — denn das ziehe auch wieder hohe Mieten nach sich.

Erik Uwe Amaya, Geschäftsführer vom Eigentümerverband Haus & Grund Rheinland, betont: „Die Studie bezieht sich nur auf die Situation in 77 Großstädten. Aber allein in NRW gibt es 396 Kommunen, wo es auch ganz andere Situationen gibt.“ Im Oberbergischen etwa oder entlang der Rheinschiene (mit Ausnahme von Neuss) gebe es deutlich günstigeren Wohnraum und die Mieter verdienten nicht zwingend weniger. Er räumt jedoch ein: „Zu wenig Wohnraum haben wir in der Tat. Bezahlbaren zu schaffen, das kann sich derzeit kein Bauunternehmen leisten. Die Baukosten sind einfach zu hoch. Um die wieder reinzubekommen, muss man hohe Mieten verlangen.“ Im Rahmen des Landesprogramms soziale Wohnraumförderung werden in NRW im Jahr 10 000 neue Wohnungen mit niedrigen Mieten gebaut. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, wie Amaya sagt.