Zahl der Zweitjobs wächst
Immer mehr Deutsche haben eine Nebenbeschäftigung. 2011 waren es 2,5 Millionen.
Nürnberg. Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland verdienen sich neben ihrer Hauptbeschäftigung etwas hinzu. Im vergangenen Jahr hat bereits jeder elfte Beschäftigte zusätzlich zu seiner regulären Arbeitsstelle mindestens einen Minijob ausgeübt. Seit dem Jahr 2003 hat sich damit die Zahl der Zweitjobs mehr als verdoppelt. Das geht aus einer neuen Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor.
Hatte der Anteil der Nebenjobber unter Männern und Frauen mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Juni 2003 mit 1,157 Millionen lediglich bei 4,3 Prozent gelegen, waren es im Juni 2011 bereits 2,5 Millionen oder 8,8 Prozent. Die Bundesagentur führt diese Entwicklung darauf zurück, dass seit dem Jahr 2003 Minijobs auch wieder als Nebenjob ausgeübt werden dürfen. „Seitdem nehmen die Zahlen zu“, sagte eine BA-Sprecherin.
Das Bundesarbeitsministerium sieht in der Entwicklung keinen Anlass zur Sorge. Es gebe „keinen empirischen Beleg“ dafür, dass materielle Not die Betroffenen zusätzlich in Minijobs zwinge, sagte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums.
In einer Allensbach-Umfrage hätten 70 Prozent der Minijobber von einer „Wunschkonstellation“ gesprochen. „Dass immer mehr Beschäftigte neben ihrer Haupttätigkeit einem Zweitjob nachgehen, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass Arbeit nicht mehr existenzsichernd ist und das Geld aus einem Job nicht mehr ausreicht“, sagte dagegen die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann.
Nach Ansicht des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist materielle Not nicht das Hauptmotiv, da es zum Beispiel unter den arbeitenden Senioren auch viele Hochqualifizierte gebe. „Viele wollen arbeiten, weil sie sich noch fit fühlen“, sagt der IW-Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer.