Stundensätze Zeuge im Schlecker-Prozess: Probleme schon 2009 absehbar
Stuttgart (dpa) - Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der einstigen Drogeriemarktkette Schlecker haben sich nach Angaben eines früheren Managers schon im Jahr 2009 abgezeichnet.
Bei dem Unternehmen sei über lange Zeit nur sehr wenig investiert worden, sagte der Mann vor dem Stuttgarter Landgericht. Wettbewerber hingegen hätten Gelder in die Modernisierung ihrer Filialen gesteckt, sagte der Manager, der von November 2008 bis April 2010 die Verantwortung über die Finanzen hatte.
Firmengründer Anton Schlecker muss sich wegen Bankrotts vor Gericht verantworten. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hatte dem Unternehmen spätestens Ende 2009 die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Europas einst größte Drogeriemarktkette hatte aber erst Anfang 2012 Insolvenz angemeldet.
Es habe auch Gespräche mit Banken gegeben, sagte der Ex-Manager am 13. von planmäßig 25 Prozesstagen. Die Geldinstitute verlangten Sicherheiten, wenn es um die Ausweitung von Kreditlinien ging. Anton Schlecker habe den Banken weder seine kompletten Zahlen offenlegen noch ihnen Sicherheiten geben wollen, sagte der Zeuge weiter. Nach seinen Angaben sträubte sich der Unternehmensgründer wohl auch, rechtzeitig Berater ins Haus zu holen.
Zur Halbzeit des Prozesses sagte auch der frühere Geschäftsführer der Online-Versandhandelstochter Schlecker Home Shopping (SHS) aus. Nach dessen Darstellung zahlte der Online-Händler wohl überhöhte Stundensätze an eine Logistikfirma, die zum Schlecker-Imperium gehörte. Der Stundensatz von 28,50 Euro sei vorgegeben worden, sagte der Zeuge. „Für uns waren das nicht verhandelbare Preise.“ Die Leistung hätte man auch auf dem Markt für 14 bis 15 Euro die Stunde einkaufen können, sagte der Ex-SHS-Chef.
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hat der einstige Drogeriekönig Anton Schlecker über diese überhöhten Stundensätze hohe Summen an seine Kinder Meike und Lars verschoben. Ihnen gehörte die Logistikfirma. Die beiden sind wegen Beihilfe zum Bankrott mitangeklagt. Schlecker und seinen Kindern wird vorgeworfen, illegal mehr als 25 Millionen Euro aus der Firma gezogen zu haben. Der Prozessauftakt war im März, der letzte bisher vom Gericht festgelegte Termin ist im Oktober.