ZEW-Konjunkturerwartungen auf Drei-Jahres-Tief
Mannheim (dpa) - Finanzexperten schätzen die Konjunkturaussichten in Deutschland so schlecht ein wie seit drei Jahren nicht mehr. Die ZEW-Konjunkturerwartungen gingen im Oktober um 5,0 Punkte auf minus 48,3 Zähler zurück.
Dies teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mit. Der Indikator - bezogen auf das kommende halbe Jahr - fiel bereits den achten Monat in Folge.
Viele Experten dürften die Zahlen in ihrer Deutlichkeit überrascht haben. Von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragte Volkswirte hatten zuvor mit einem geringeren Rückgang auf minus 45,0 Punkte gerechnet.
Auch die Lagebeurteilung gab erneut nach. Sie sank um 5,2 Punkte auf 38,4 Zähler und hat sich damit den dritten Monat in Folge verschlechtert, lag aber im Rahmen der Markterwartungen.
Das ZEW führt die abermalige Stimmungseintrübung vor allem auf schwache Daten zur deutschen Binnenkonjunktur zurück, insbesondere die Rückgänge der Einzelhandelsumsätze und der Auftragseingänge für die deutsche Industrie. Finanzmarktexperten befürchten, dass „die schwelende Staatsschuldenkrise deutsche Unternehmen und Konsumenten dazu veranlassen könnte, Investitionen und Konsumausgaben aufzuschieben“.
Die Verschlechterung bei den Erwartungen ist für Oktober aber weniger stark ausgefallen als noch für September. Am stärksten war der Rückgang im August 2008 - dem Monat heftigster Börsenturbulenzen in der Finanzkrise.
Für den Euroraum ergibt sich ein ähnlich pessimistisches Bild. Hier sanken die Konjunkturerwartungen um 6,6 Punkte - und damit um 2 Punkte mehr als noch im Vormonat - auf minus 51,2 Punkte. Etwas weniger stark als im Vormonat fiel der Rückgang der Lageeinschätzung aus: Sie verschlechterte sich um 3,8 Punkte auf minus 31,7.
Für den Indikator hat das ZEW zwischen dem 4. und 17. Oktober 271 Analysten und institutionelle Anleger befragt.