Stahlfusion Zukunft von Thyssenkrupp-Stahl: Aktionäre fordern Mitsprache
Essen (dpa) - Thyssenkrupp-Aktionärsvertreter haben eine stärkere Beteiligung der Anteilseigner bei der Entscheidung über die Zukunft der Stahlsparte gefordert.
„Das Problem aus unserer Sicht ist, dass die Aktionäre nicht gefragt werden“, sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Hechtfischer schlug vor, vor einer Entscheidung das Votum der Hauptversammlung einzuholen.
Aus Sicht der Aktionäre des Konzerns seien derzeit die Hintergründe der möglicherweise geplanten Fusion der Thyssenkrupp-Stahlsparte mit dem indischen Konkurrenten Tata noch völlig unklar, beklagte Hechtfischer. „Im Grunde gibt es nichts als den vagen Plan eines Joint Ventures“, sagte er. Dabei seien die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten eines solchen Zusammenschlusses vor dem Hintergrund der aktuellen Situation auf dem Stahlmarkt noch durchaus unklar. „Vielleicht tut sich da ein Blinder mit einem Lahmen zusammen“, so Hechtfischer.
Auch bei der von dem Unternehmen noch im Laufe diese Monats in Aussicht gestellten Abstimmung im Aufsichtsrat seien die Mehrheitsverhältnisse noch offen. Nachdem Vertreter der Arbeitnehmerseite bereits die geschlossene Ablehnung des Vorhabens signalisiert hätten, sei derzeit noch unsicher, ob der Plan von allem Vertretern der Kapitalseite gebilligt werde. So sei derzeit die Haltung des Thyssenkrupp-Großaktionärs Cevian ebenso unklar, wie das Votum der Krupp-Stiftung, die der Einheit des Unternehmens verpflichtet sei.
Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ soll in der bevorstehenden Sitzung des Thyssenkrupp-Kontrollgremiums zunächst über eine Grundsatzvereinbarung, also ein sogenanntes Memorandum of Understanding, abgestimmt werden. Die Vereinbarung müsse dann noch bis Anfang kommenden Jahres ausverhandelt werden.
Hechtfischer sagte, Konzernchef Heinrich Hiesinger stehe derzeit unter massivem Erfolgsdruck. „Hiesinger braucht einen Durchbruch.“ Bei einem Misserfolg werde die Position des Anfang 2011 als Sanierer angetretenen ehemaligen Siemens-Managers „schwierig“.
Erst vor wenigen Tage hatte Thyssenkrupp bestätigt, dass die Verhandlungen über eine mögliche Stahlfusion zwischen dem Europa-Geschäft des Essener Konzerns und seinem indischen Konkurrenten Tata kurz vor dem Abschluss stünden. Man sei auf der „Zielgeraden“, hatte eine Konzernsprecherin gesagt.
Thyssenkrupp-Chef Hiesinger hatte den geplanten Zusammenschluss, über den seit dem vergangenen Jahr verhandelt worden war, unter anderem mit Überkapazitäten auf dem Stahlmarkt begründet. Die Betriebsräte und die IG Metall befürchten dagegen die Schließung von Standorten und massive Verluste an Arbeitsplätzen.