Wirtschaft Zukunftsfähigkeit: Chancen und Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft

Nicht nur die deutsche Automobilindustrie steht vor großen Umwälzungen, sondern die Wirtschaft im Allgemeinen. Wer weiterhin eine Rolle spielen will, muss sich kritisch mit der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Geschäftsmodellen auseinandersetzen.

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Das trifft sowohl auf die Führung und Ausrichtung einzelner Unternehmen zu, als auch auf die Wirtschaftspolitik des Landes im Ganzen. Nur, wenn diese die Herausforderungen meistern, kann der Transformationsprozess in nachhaltigen Erfolg münden. Mit Hilfe verschiedener Prognosen, Modelle und Studien versuchen Wirtschaftswissenschaftler, die zukünftigen Herausforderungen im Detail zu bestimmen, um rechtzeitig Lösungsansätze zu schaffen und Chancen zu erkennen. Eine Bestandsaufnahme.

FIT WERDEN FÜR DIE ZUKUNFT

In der Wirtschaft wird jede Generation sowohl von internen Entwicklungen wie auch von vielen durch das Zeitgeschehen bedingten Fremdfaktoren geprägt. Durch die fortschreitende Globalisierung und weitere Entwicklungen scheinen Unternehmen durch weltweite Trends heutzutage stärker betroffen zu sein, als je zuvor in der Geschichte. Tendenzen, die uns als Menschen alle betreffen, haben daher einen Einfluss auf größere und kleinere Unternehmen gleichermaßen. Auswirkungen von innen- und außenpolitischen Geschehnissen auf Makro- und Mikroökonomie hängen somit enger zusammen. So ist der Effekt der so genannten globalen Megatrends

VIELFÄLTIGE HERAUSFORDERUNGEN

Da viele der Veränderungen, denen wir uns stellen müssen, wichtige Herausforderungen für eine erfolgreiche Zukunft mit sich bringen, ist es essenziell, dass Deutschland richtig auf diese reagiert und gute Lösungsansätze findet. Zu den größten Problemen der Gegenwart und Zukunft gehören beispielsweise:

· Klimawandel und damit einhergehende Energiewende

· demografische Veränderungen in Industrienationen und Deutschland insbesondere

· fortlaufende Digitalisierung mit 5G, künstlicher Intelligenz und Big Data

· wirtschaftliche und politische Relevanz eines gemeinsam starken Europas

· soziale Veränderungen wie neue Ansichten bezüglich des Arbeitslebens

· politische Entwicklungen wie der drohende Handelskrieg oder der Brexit

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In einigen dieser Bereiche sind bereits Maßnahmen in vollem Gange, um auf die Probleme frühzeitig zu reagieren und eventuell durch eine Vorreiterstellung nebenbei eine höhere Zukunftsfähigkeit zu erzielen. Viele davon sind auch in Unternehmen bereits angekommen und haben zu Veränderungen im Arbeitsalltag geführt. So werden so genannte Green-IT-Standards, also die gemeinsame Umsetzung von Aspekten der Digitalisierung und des Umweltschutzes, sowohl von politischen Maßnahmen gefördert als auch von Unternehmen aus Eigeninteresse umgesetzt.

Derartige moderne und kreative Ansätze sind es, mit denen die Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden können. Laut einer vom Stern durchgeführten und veröffentlichten Studie sind sich viele deutsche Unternehmen dieser Veränderungen bewusst und rüsten sich bereits mit vorausschauenden Maßnahmen für die Wirtschaft von Morgen. Zu einigen der größten Wandlungsbereiche fasst dieser Artikel wichtige Studien zusammen, um anhand der jeweiligen Ergebnisse festzustellen, wo genau die Handlungsnotwendigkeit liegt und welche Chancen für die deutsche Wirtschaft darin gesehen werden können.

DIE DEMOGRAFISCHE LAGE

Der demografische Wandel, häufig auch als Überalterung beschrieben, ist bereits seit einigen Jahren in aller Munde. Das Thema wird uns noch einige Jahre beschäftigen, da sich die Entwicklungen erst auf lange Sicht in ihrem vollständigen Ausmaß zeigen werden. Bis mindestens 2030, vereinzelt gar bis zum Jahr 2050, wird eine Verschärfung der Situation erwartet.

Dies ist an der grafischen Aufarbeitung der Bevölkerungspyramide sichtbar:

In Deutschland insbesondere werden vom statistischen Bundesamt mehrere Kernpunkte des gesellschaftlichen Wandels prognostiziert, die in den nächsten Jahren mehr und mehr Einfluss auf den Alltag und die Wirtschaft haben werden:

· Rückgang der Bevölkerungszahlen: Weniger Menschen bedeutet weniger Arbeitskräfte.

· Schrumpfende Nachfrage nach Wohnraum: Folgend auf den aktuellen Boom des Wohnungsbaus können Leerstände und somit stark sinkende Mietpreise die Konsequenz sein.

· Höherer Altenquotient: Größerer Anteil an Menschen, die sich im Ruhestand befinden – dadurch müssen Rentenbeiträge von weniger jüngeren Menschen gedeckt werden.

· Höherer Pflegebedarf: Deutlich mehr qualifizierte Arbeitskräfte werden in sozialen Berufen benötigt.

Auch ökonomische Probleme wie der Fachkräftemangel, die heute bereits bestehen, werden sich insbesondere durch den Bevölkerungsrückgang noch weiter verschärfen. Daher sind Lösungen und Konzepte gefragt, wie dieser Entwicklung entgegengewirkt werden kann oder wie die Wirtschaft dieser zum Trotz auf dem aktuellen Wachstumskurs bleiben kann.

So müssen gleichzeitig genügend Fachkräfte für die Industrie für eine weiter wachsende Wirtschaftskraft bereitstehen, während nicht nur weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter verfügbar sind, sondern diese auch noch zunehmend im Sektor Pflege und Dienstleistungen benötigt werden. Diese Balance ist schwer zu bewältigen.

REGIONALE UNTERSCHIEDE

Doch diese grundlegende Herausforderung der Zukunft ist noch nicht alles, womit sich Deutschland beschäftigen muss. Gerade innenpolitisch kommen nämlich auf Bund und Länder große Herausforderungen zu, denn die Auswirkungen des demografischen Wandels werden von Region zu Region unterschiedlich ausfallen.

Dieser Zustand der wachsenden Ungleichheit wurde vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in ihrer Studie „Die demografische Lage der Nation“ analysiert. Die Statistiker haben einen Index für die erwartete Zukunftsfähigkeit einzelner Regionen entwickelt und die 401 Kreise und kreisfreie Städte Deutschlands damit bewertet.

Die Endnote für die einzelnen Kreise ergibt sich aus einem Quotienten von Einzelnoten zu verschiedenen Indikatoren:

· Wirtschaft: Hierzu gehören Themen wie durchschnittliches verfügbares Haushaltseinkommen, Bruttoinlandsprodukt und Jugendarbeitslosigkeit.

· Demografie: Die Noten für die Demografie setzt sich aus Themen wie Lebenserwartung, Altersquotienten und Entwicklung der Einwohnerzahlen zusammen. Im Bereich Bildung wird unter anderem die Anzahl Hochqualifizierter und die Jugendarbeitslosenquote bewertet.

· Familienfreundlichkeit und Bildung: Sie wird gemessen an Betreuungsangeboten, Verfügbarkeit von familienfreundlichem Wohnraum und familiärer Strukturen. Dazu gesellen sich Trendnoten für Demografie und Wirtschaft, die prognostizierte Entwicklungen mit einbeziehen.

Dabei wurden zwischen den Großregionen, aber auch zwischen einzelnen Landkreisen, erhebliche Unterschiede festgestellt. Es zeigen sich vor allem einige Tendenzen, die im Hinblick auf die aktuelle wirtschaftliche Situation zwar nicht überraschend sind, jedoch deutlich machen, dass in den ohnehin schon strukturschwachen Ländern auch ebenso schlechte Aussichten für die Zukunftsfähigkeit bestehen.

Zu den klaren Ergebnissen bezüglich der wirtschaftlichen, strukturellen und sozialen Potentiale für die nächsten Jahre gehören:

· Ein starkes Süd-Nord-Gefälle auch in der Zukunftssicherheit. Bayern und Baden-Württemberg bleiben mit Abstand am attraktivsten und erreichen Bestnoten in allen Kategorien.

· Neue Bundesländer im Osten stark benachteiligt: Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg befinden sich in der unteren Hälfte der Bundesländer, Sachsen wird dank einem starken Dresden achter. Besonders im Bewertungsteil Demografie schwächelt der Osten stark.

· Vereinzelte, eher ländliche Landkreise in mehreren Bundesländern mit deutlichem Rückstand. Landkreise ohne größere Städte hängen den umliegenden Gegenden hinterher. Besonders in der Demografie-Bewertung sind Städte die klaren Gewinner.

· Regionen, die stark vom Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte betroffen waren (etwa Saarland und Nordrhein-Westfalen durch Verlust der Kohle- und Stahlindustrie) haben damit weiterhin zu kämpfen.

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In den jeweiligen Kreisen, in denen hauptsächlich Probleme in einem bestimmten Gebiet herrschen, müssen Lösungsansätze gefunden werden, um an diesen Stellen entgegenzuwirken. Wechselwirkungen zwischen Demografie, Wirtschaft und Bildung führen dazu, dass Mängel in einem Bereich zu stetigen Verlusten in den anderen Bereichen auftreten. Somit ist eine Umkehrung der Trends essenziell, um nicht in einem Sog zu landen.

NACHHALTIGKEIT ALS STRATEGIE DER ZUKUNFT

Themen rund um die Nachhaltigkeit sind seit einigen Jahren täglich im Gespräch. Selbst, wenn das Stichwort per se nicht fällt, ist doch mit Klimawandel, Work-Life-Balance, Umwelt- und Tierschutz, Green Computing und Weiterem ein damit direkt verbundener Aspekt betroffen.

Da Unternehmen es sich nur bis zu einem gewissen Grad erlauben können, Themen des öffentlichen Interesses nicht zu beachten, ist dieser Punkt längst überschritten. Nachhaltigkeit hat daher logischerweise, neben materiellen Zielen, einen Platz auf der Aufgabenliste von CEOs erobert. Nachhaltigkeit ist somit auch längst ein zentraler Wirtschaftsfaktor geworden. In ihrer Bedeutung ist sie maßgeblich für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg, nicht zuletzt, weil nachhaltige Orientierung von Unternehmen auch zunehmend ein wichtiges Kriterium bei Arbeitnehmern ist.

Dass viele Unternehmen dahingehende Ziele in ihr Geschäftsmodell übernommen haben, bleibt dennoch nur der Anfang. Es gilt, geeignete Maßnahmen zu finden, um mit den Pionieren in Sachen Nachhaltigkeit mithalten zu können.

NEUE WEGE GEHEN

Gerade für die alteingesessene Industrie bedeutet das jedoch häufig, dass ein tiefgehender Strategiewechsel nötig wird, der kurzfristig mit viel Aufwand und hohen Kosten verbunden ist. Doch „wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“. Dieses alte Sprichwort wurde in diesem Kontext auch von einer Studie der Unternehmens- und Managementberatung Bain & Company aufgegriffen (hier die Quelle in englischer Sprache). Zukunftsorientierte Praktiken, die ganz im Namen der Nachhaltigkeit stehen, können demnach riesige Potentiale für Firmen erschließen.

Im Kern dieser Bemühungen steht der Schlüssel, Wege zu finden – wenn nötig mit einer vollständigen Umstrukturierung des Unternehmens – um Nachhaltigkeit an sich unwiderstehlich für Kunden zu machen. Somit würden Firmen, die dies schaffen, einen revolutionären Schritt gehen und die Wertschöpfung grundsätzlich neu definieren.

Dass solche umfassenden Veränderungen nötig und für die Zukunft wichtig sind, ist vielen Unternehmen bereits bewusst. Laut Umfragen, die im Rahmen der Studie durchgeführt wurden, sind sich 99 Prozent der befragten Unternehmen sicher, dass Maßnahmen für derartige Veränderungen weiterhin so intensiv wie bisher verfolgt werden oder sogar noch beschleunigt werden müssten. Vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass wir weltweit mit dem aktuellen Verlauf der Bestrebungen darauf zusteuern, die gesetzten Ziele des Pariser Klimaabkommens nur mit einer Chance von fünf Prozent zu erreichen.

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NACHHALTIGKEIT ALS CHANCE

Gerade im Hinblick auf die Dringlichkeit, mit der Themen rund um die Nachhaltigkeit ein Umdenken erfordern, zeigt sich eine Herausforderung für Unternehmen, die gleichzeitig riesige Chancen birgt. Wer die Aufgabe annimmt und kreativ vorausdenkt, kann mit dem Zeitgeist Schritt halten und sich deutlich von anderen, konkurrierenden Unternehmen abheben.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam die Boston Consulting Group in einer Studie aus dem Jahr 2017, bei der tatsächliche Wirtschaftsdaten von über 300 Unternehmen analysiert wurden. Auch hier wurden eindeutige Zusammenhänge zwischen der hohen Bewertung ökologischer und sozialer Themen und dem Erschließen neuer wirtschaftlicher Chancen bestätigt. Das Stichwort Corporate Social Responsibility (CSR) ist in diesem Rahmen immer wichtiger geworden. Da der kulturelle Einfluss von Firmen, insbesondere großer Konzerne auf unseren Alltag und Gesellschaft heutzutage steigt, ist es wichtiger denn je, dass so mehr Wert auf eine insgesamt positive Wirkung gelegt wird und sie sich mit verschiedenen Aspekten zur Nachhaltig kritisch auseinandersetzen.

BIOBASIERTE WIRTSCHAFT ALS ANTWORT?

Die heutigen Anforderungen an produzierende Unternehmen, insbesondere im Hinblick auf die ökologische Verträglichkeit des wirtschaftlichen Handelns, machen neue Lösungsansätze und Herangehensweisen erforderlich. Ein möglicher Weg, nicht nur nachhaltiger zu agieren, sondern dabei auch Fortschritte bei den Produkten zu erzielen, könnte eine Wirtschaft sein, die verstärkt auf Biotechnologie setzt. Durch diese Verknüpfung der Disziplinen, die das Potential für ohnehin viele zukunftsgerichtete Lösungen hat, lassen sich effizientere Prozesse und Herstellungsverfahren finden.

Biotechnologie ist ein Forschungszweig, der sich mit der Nutzung organischer Strukturen in technischen Anwendungen beschäftigt. Viele wissenschaftliche Disziplinen wirken hier zusammen, um beispielsweise mit biokatalytischen Reaktionen Vorgänge in Technik, Medizin, Industrie oder Pharmazeutik zu revolutionieren.

Derartige Vorgehensmethoden kommen bereits bei Stammzellentherapie, Biosensoren oder der Gentherapie zum Einsatz. Da diese Verfahren auf dem bereits vorhandenen Wissen über die Funktionsweise von Organismen basieren, wird vermutet, dass in diesem Gebiet noch große, bisher unentdeckte Potentiale schlummern, die herkömmliche Prozesse flächendeckend ersetzen könnten.

POTENTIAL VOR ALLEM FÜR DIE INDUSTRIE

Damit lassen sich im Optimalfall sowohl Einsparnisse in der Wertschöpfungskette erreichen, wenn die neuen Prozesse effizienter sind, als auch eine nachhaltigere Industrie schaffen, die somit diesen zukünftigen Herausforderungen begegnen kann. Diese Chance, insbesondere im Hinblick auf die in Deutschland ansässige Forschung und Bio- beziehungsweise Chemieindustrie, könnte eine gute Möglichkeit sein, um der deutschen Wirtschaft zu mehr Zukunftsfähigkeit zu verhelfen.

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Ein Positionspapier des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V. (BDI), das im Oktober 2019 veröffentlicht wurde, beschäftigt sich mit eben diesen Themen. Der Verband sieht biobasierte Technologien ebenfalls als große Chance, mit der sowohl das Ziel einer nachhaltigeren Industrie als auch weitere gesellschaftliche Herausforderungen der Zukunft gelöst werden könnten.

Dabei stehen folgende Punkte im Vordergrund:

· Steuerung des Transformationsprozesses in eine biobasierte und nachhaltige Wirtschaft, der mit einem tiefgreifenden Wandel einhergeht.

· Innerhalb spezifischer Branchen sollten Innovationen angestrebt werden, die auf biotechnologischen Konzepten basieren. Unternehmen selbst sind die treibende Kraft, die die Biotechnologie attraktiv machen können.

· Die Möglichkeit der zusätzlichen Entstehung vieler Arbeitsplätze, die durch ein Wachstum in der Branche nötig werden. Direkt und indirekt abhängige Stellen stehen potentiell in einem Verhältnis von 1:4, wodurch die gesamte Wirtschaft von einem Boom in der Biotechnologie profitieren würde.

· Die Rolle der Politik darf ebenfalls nicht ignoriert werden. Zwar gibt es seit diesem Jahrzehnt Ansätze zu Strategien, um Deutschland zu einem Vorreiter in dem Gebiet zu machen, doch die praktische Umsetzung geht noch nicht weit und schnell genug.

Insbesondere zum letzten Punkt hebt das Papier hervor, dass mit einem ausgeweiteten aktiven Handlungsfeld der Politik mit Maßnahmen zur Investition, Förderung und Öffentlichkeitsarbeit große Schritte nach vorn getan werden könnten.

Es existiert bereits eine offizielle Stellungnahme der Regierung, die betont, dass eine sogenannte Bio-Agenda, die auch im Koalitionsvertrag festgehalten ist, verschiedene wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme mit Hilfe der Transformation der Ökonomie anzugehen. Doch die aktuell aktiven und sich in Planung befindenden Maßnahmen sind möglicherweise nicht radikal genug. So sieht es auch das Umweltbundesamt. In einer Analyse der aktuellen Diskurse rund um die Bioökonomie kritisiert die Behörde, dass akute Profitinteressen noch das Thema dominieren.

Für einen umfassenden Wandel sei jedoch nötig, sich eher auf global relevante ethische Zielsetzungen zu fokussieren und ökonomische Interessen zurückzustellen. Kurzfristige Programme zur Förderung von Unternehmen und Technologien in diesem Bereich, wie sie der BDI vorschlägt, können in diesem Rahmen dazu dienen, die wirtschaftlichen Interessen von Unternehmen zu befriedigen.

SOZIALE INNOVATIONEN UND DIE GEMEINWOHL-ÖKONOMIE

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungsprozesse bedingen sich häufig gegenseitig. Am nachdrücklichsten ist das bei technologischen Innovationen zu beobachten – und bei der Geschwindigkeit, mit der sie von der Gesellschaft aufgenommen werden. Beispiele aus jüngster Vergangenheit reichen von Smartphones bis hin zu energieeffizienten Technologien.

Sollen diese jedoch ihr volles Potential entfalten, müssen die nötigen oder bereits im Umbruch befindlichen gesellschaftlichen Veränderungen von den Unternehmen mitgedacht werden. Das Stichwort soziale Innovation steht bei vielen der globalen Megatrends oder spezifischer Herausforderungen einzelner Nationen daher im Vordergrund.

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Der Einfluss des systemischen Verhaltens privater Haushalte auf viele Bereiche, sei es Nachhaltigkeit, Mobilität, Demografiewandel oder Energiewende, ist sehr groß. Umfassende soziale Innovationen, die zu einem flächendeckenden Umdenken führen können, sind also enorm wichtig.

Eine enge Zusammenarbeit von wirtschaftlichen Unternehmen, politischen Instanzen, sozialen Unternehmern und öffentlicher Einrichtungen, die die Rahmenbedingungen für umfassendes soziales Umdenken schaffen können, ist ein mögliches Instrument für die Etablierung notwendiger sozialer Innovationen.

SOZIALUNTERNEHMEN MIT ZUKUNFTSTRÄCHTIGEN LÖSUNGEN

Die Strategieanalysten von McKinsey & Company attestierten vor Kurzem Sozialunternehmern – also den Marktteilnehmern, die CSR-Aspekte in den Vordergrund stellen – ein großes Einflusspotential für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen der Zukunft.

In der Studie zu deren wirtschaftlichem Potential, die gemeinsam mit der unabhängigen Förderorganisation Ashoka durchgeführt wurde, wird dieses – in Abhängigkeit von der Kooperation mit Behörden, Verbänden, Privatunternehmen und der Politik – als treibende Kraft für sozialen Umschwung bezeichnet.

Für eine Maximierung der Wirkkraft, die schon einzelne Sozialunternehmer auf das gesellschaftliche System haben können, werden spezifische Handlungsempfehlungen aufgestellt:

· Konkrete Formulierung von messbaren Fortschrittzielen, die die sozialen Visionen quantifizieren und Erfolge oder Misserfolge klar erkennbar machen.

· Bewusste, auch frühzeitig Evaluation der Wirkung, um vorhandene Erfolge aufzeigen und die tatsächliche Wirkung verfolgen zu können.

· Aktive Teilnahme an der Gestaltung politischer Prozesse. Da die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Sozialunternehmern und Politik sehr groß sind, ist es wichtig, nicht vor strategischer Involvierung in diese Prozesse zurückzuscheuen.

· Ökonomisch-unternehmerische Herangehensweise pflegen: Wachstum und Skalierung müssen geschickt gesteuert werden, damit die Einflussnahme nicht an grundlegenden Fehlern scheitert.

Mit dieser Herangehensweise sieht McKinsey bei Sozialunternehmern ein riesiges Potential, das neue Ansätze, die für ein zukunftsfähiges Deutschland essenziell sind, in die gesellschaftliche Breite tragen kann.

FAZIT: DIE SCHWIERIGE ZUKUNFT ALS CHANCE SEHEN

Die Herausforderungen, denen die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in der nahen Zukunft gegenüberstehen, sind in weiten Teilen schon lange im Diskurs vorhanden und erhalten durchaus ein gesundes Maß an Aufmerksamkeit. Doch an spezifischen Maßnahmen, die aktiv in genügender Bandbreite durchgeführt werden, mangelt es teilweise noch.

In allen genannten und weiteren Bereichen ist dafür jedoch eine Zusammenarbeit von all diesen Innovationsmotoren notwendig, um diese so umzusetzen, dass mit einem langfristigen Blick nach vorne die auf uns zukommenden Schwierigkeiten angepackt und in große Chancen für eine erfolgreiche Zukunft – eventuell in einzelnen Aspekten unter der Akzeptanz kurzfristiger Verluste – verwandelt werden können.