Kempen. Als Leih-Oma ans andere Ende der Welt

Kempen. · Die Kempenerin Annemarie Quick wollte schon seit ihrer Kindheit als Au-pair ins Ausland – und erfüllt sich diesen Wunsch nun mit 66 Jahren.

Die Kempenerin Annemarie Quick hat sich zu Hause auf ihre Aufgabe vorbereitet. Mittlerweile ist sie in Australien angekommen.

Foto: Norbert Prümen

Es war schon in ihrer Jugend ein Traum, einmal als Au-pair in ein fremdes Land zu gehen und dort für einige Monate zu leben. Nun erfüllt sich Annemarie Quick diesen Wunsch im Alter von 66 Jahren. „Als junges Mädchen war es es mir finanziell nicht möglich, als Au-pair ins Ausland zu reisen. Der Wunsch war aber irgendwie immer da. Meine Kinder waren während der Schulzeit alle für längere Zeit im Ausland, und ich dachte mir, irgendwann mache ich das auch“, erzählt Quick.

Vor einigen Jahren sah die Kempenerin einen Fernsehbericht über das Angebot Granny-Au-pair, bei dem Senioren genau wie junge Menschen für eine bestimmte Zeit in einer fremden Familie leben und sich dort wie eine Großmutter einbringen. Die Idee setzte sich bei der Kempenerin fest, wobei ihr Mann und ihre drei erwachsenen Kinder das Projekt auf der ganzen Linie unterstützten.

Ende 2018 ging es an die Umsetzung. „Ich habe mich als Gast auf der Internetseite von Granny-Au-pair angemeldet und erst einmal geschaut, welche Familien in welchen Ländern eine Großmutter auf Zeit suchen“, sagt die 66-Jährige. USA, Schweiz, Vietnam, Australien, Spanien, Ägypten, Großbritannien – die ganze Welt lud ein. Für die unternehmungslustige Kempenerin war sofort klar, es sollte Australien werden. Sie wurde Mitglied bei Granny-Au-pair und erhielt damit Zugriff auf weitere Daten der suchenden Familien und konnte zudem ein eigenes Profil auf die Internetseiten stellen.

Für Kost und Logis bringt sie
sich in ihre Gastfamilie ein

Es entstand der Kontakt zu einer australischen Familie mit drei jüngeren Kindern, wobei die Mutter Deutsche ist, die einen Australier geheiratet hat. „Die Familie hatte in ihrem Profil geschrieben ,It’s crazy, it’s beautiful, it’s nessy, it’s fun and there is so much love’. Dieser Satz hatte es mir angetan, denn er spiegelt genau das wider, was ich auch empfunden habe, als die eigenen Kinder klein waren. Es war eine wunderschöne Zeit, in der immer etwas los war, genau, wie es die Australierin beschreibt“, sagt Quick.

Sie intensivierte den Kontakt, wobei die australische Familie nicht weniger begeistert von der kommunikativen und offenen Art der Kempenerin war. Bis zu ihrem Ruhestand war sie Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Grefrath. Mails und Bilder gingen hin und her, es wurde geskypt und Anfang April stand fest: Die Kempenerin reist an die Ostküste nördlich von Sydney.

Durch den im Vorfeld intensiven Kontakt hatte Quick das Gefühl, ihre Familie auf Zeit und deren Alltag schon ein wenig zu kennen. Die Reisekosten trägt sie selbst, Kost und Logis sind vor Ort frei. Dafür bringt sie sich in der Familie ein. Zudem nutzt die Kempenerin ihre Reise ans andere Ende der Welt, um Australien ein wenig kennenzulernen. Quick war in Sydney und Brisbane. Vor Kurzem stand der Flug nach Coffs Habour an, wo ihre Au-pair-Familie sie abholte.

Die Vorfreude bei Annemarie Quick war groß, wenngleich sie ihren Mann, der in Kempen geblieben ist, vermisst. Vom Sommer in Kempen bekommt die 66-Jährige in diesem Jahr nicht viel mit und bei den Chorproben wird man sie sicherlich auch vermissen, wenngleich Quick schon bei ihrer australischen Familie angefragt hat, ob es dort auch einen Chor gebe, in dem sie mitsingen könne.

„Ich denke, wenn man als Granny-Au-pair unterwegs ist, erhält man einen ganz anderen Zugang zum Land, als wenn man als Tourist Australien bereist. Es ist eine einmalige Möglichkeit, die ich nun nutzen kann“, sagt Annemarie Quick.