60 Jahre Parkuhr: Vom Groschengrab zum Solar-Automaten
Duisburg (dpa) - Die Parkuhr wird in Deutschland 60 Jahre alt. Zu Beginn des Jahres 1954 wurden in Duisburg die ersten „Groschengräber“ in Deutschland aufgestellt. Inzwischen sind sie zumeist durch Parkschein-Automaten ersetzt.
Für die Duisburger begann das Jahr 1954 mit einer Überraschung: Die ersten 20 Parkuhren Deutschlands säumten den Bürgersteig der Straße Am Buchenbaum. Die beliebten Parkplätze am Rande der Hauptgeschäftsstraße wurden für einen Groschen stundenweise rationiert, um Dauerparker zu vertreiben. Damit war Duisburg vor 60 Jahren nach Basel und Stockholm die dritte Stadt Europas, die mit den neumodischen „Groschengräbern“ bei den Autofahrern Kleingeld einsammelte.
Die Stadt sei an den Einnahmen gar nicht interessiert, versicherte damals Duisburgs Verkehrsdezernent Fritz Seydaack. Das Geld werde für gemeinnützige Zwecke ausgegeben. „Parkographen verhindern Dauerparken“, titelte eine Duisburger Lokalzeitung. Der Verkehrsdezernent gab sich hoffnungsvoll: „Ich bin mir sicher, dass die Autofahrer bald die größten Befürworter der Parkuhren sein werden.“
60 Jahre später sind die Parkautomaten bei den Autofahrern immer noch nicht wirklich beliebt, die mit ihnen erzielten Millioneneinnahmen dafür aber eine fest eingeplante Größe in vielen kommunalen Haushalten. In Duisburg werden mit der „Parkraum-Bewirtschaftung“ inzwischen rund 2,5 Millionen Euro im Jahr eingenommen.
Während die Einsicht in die Notwendigkeit der Automaten gereift ist, ohne die manche Innenstadt wohl zugeparkt wäre, sind sie in einigen Städten auf dem Rückzug. Um ihrem gebeutelten Einzelhandel zu helfen, sind gerade kleinere Städte dazu übergegangen, ihre Parkgebühren zumindest teilweise wieder abzuschaffen.
So hat man in Ratingens Innenstadt schon vor Jahren eine Stunde kostenfreies Parken eingeführt, um der Sogwirkung der großen Einkaufsmeilen im benachbarten Düsseldorf und im Ruhrgebiet etwas entgegenzusetzen. So kommt die gute alte Parkscheibe wieder vermehrt zum Einsatz.
Inzwischen ist der Parkuhren-Wald auf den Bürgersteigen ohnehin längst abgeholzt und durch solarbetriebene Parkschein-Automaten ersetzt. Um die verzweifelte Suche nach den passenden Münzen zu beenden, hat man Bezahlsysteme per Mobilfunk via SMS oder per Geldkarten eingeführt. Aus dem Groschen von einst sind dafür längst üppigere Euro-Beträge geworden. Auf der Düsseldorfer Königsallee etwa werden pro angefangene 30 Minuten 0,95 Euro fällig.
Nicht zu verachten sind für die Stadtkämmerer auch die Einnahmen, die fällig werden, wird der Automat nicht gefüttert: Die gefürchteten „Knöllchen“ hagelt es in den Anwohner-, Lade- und Sonder-Parkzonen, die weite Teile vieler Städte seit 1954 sukzessive in knöllchengefährdete Gebiete verwandelt haben. Wo noch umsonst geparkt werden darf, können Sparfüchse inzwischen auf einschlägigen Internet-Seiten erfahren.
Vor 60 Jahren kümmerten sich noch Polizisten statt Heerscharen spezialisierter Politessen um die Parksünder. „Für den Beamten gibt es jetzt keine langen Verhandlungen mehr“, lobte die Duisburger Lokalzeitung seinerzeit. „Er schaut nur auf die Parkuhr und weiß Bescheid.“