ADAC warnt vor höherer Staugefahr wegen zu voller Autobahnen
Berlin (dpa) - Der ADAC schlägt Alarm: Auf deutschen Autobahnen drohen in den kommenden Jahren noch mehr Staus. Um überlastete Abschnitte auszubauen, müsse mehr investiert werden. Doch Geld fehlt.
Auf Deutschlands Autobahnen steigt laut einer ADAC- Studie die Staugefahr, weil auf immer mehr Abschnitten Überlastung droht. Die Strecken mit mangelhafter Qualität für den Verkehrsfluss dürften bis 2025 auf bundesweit 2000 Kilometer zunehmen, wie der Autofahrerclub am Donnerstag (18. Oktober) in Berlin mitteilte. Vor zwei Jahren waren dies laut Studie noch rund 1600 Kilometer des insgesamt knapp 13 000 Kilometer langen Netzes. Der ADAC forderte Investitionen vor allem in den drei- oder vierspurigen Ausbau wichtiger Teilstücke.
Für die Einstufung der Verkehrsqualität von Autobahnen berechnete das Beratungsunternehmen Intraplan für den ADAC unter anderem Daten aus Verkehrszählungen, zur Zahl der Spuren und Fahrgeschwindigkeiten. Stark verschärfen dürften sich Überlastungsprobleme demnach in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, erläuterte der ADAC. In Niedersachsen drohe sich die Zahl überlasteter Abschnitte zu verdoppeln. Nordrhein- Westfalen, das schon jetzt am stärksten unter Staus leide, werde auch künftig mit Abstand am stärksten betroffen sein. Beeinträchtigungen drohten auch den Autobahnen 1 bis 9 als zentralen Fernverkehrsadern.
Im vergangenen Jahr wurden auf den Autobahnen laut ADAC 189 000 Staus mit einer Gesamtlänge von 450 000 Kilometern gezählt. Zugleich verwies die Studie darauf, dass auch 2025 rund 70 Prozent des Netzes als mindestens befriedigend einzuschätzen sind. Bei der Vorausschau wurde unterstellt, dass mehrere geplante Ausbauprojekte umgesetzt werden.
„Der Bund muss deutlich mehr Finanzmittel zur Verfügung stellen und seiner Verantwortung für die Bundesfernstraßen gerecht werden“, sagte ADAC-Vizepräsident Ulrich Klaus Becker. Investiert werden müsse gezielt in Projekte mit dem größten Nutzen für das Verkehrssystem und die Volkswirtschaft. Auch die Verkehrsminister von Bund und Ländern beklagen, dass Milliarden zur Modernisierung der Verkehrswege fehlen.
Der Verkehrsexperte Michael Schreckenberg widersprach Warnungen vor wachsender Staugefahr. „Wir werden einen spürbaren Rückgang im Verkehr erleben“, sagte der Professor für die Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg/Essen. Diesel- und Benzinpreise gingen nicht mehr zurück. Die Bevölkerung nehme ab.
Das Problem der Zukunft sei der Lkw-Verkehr, sagte Schreckenberg. Der Transitverkehr werde zunehmen. Daher müsse Deutschland ständig bemüht sein, das vorhandene Straßennetz zu erhalten. Ein weiterer Ausbau allerdings sei nur noch zur Lückenschließung notwendig.