Manipulierte Tachos Augen auf beim Autokauf
Laut einer TÜV-Studie glauben 40 Prozent der Befragten, dass beim Gebrauchtwagenkauf die Kilometerzahl manipuliert ist. Eine Datenbank soll abhilfe schaffen.
Düsseldorf/Köln. Beim Gebrauchtwagenkauf ist ein gewisses Maß an Vertrauen unerlässlich — gerade, was den Tachostand anbelangt. In dieser Hinsicht scheint es den Autokäufern allerdings zunehmend zu mangeln. Eine Studie des TÜV Rheinlands hat ergeben, dass 40 Prozent der Befragten die Wahrscheinlichkeit, dass am Kilometerstand gedreht wurde, als hoch einschätzen. Für seine Umfrage hat der TÜV sowohl private Käufer als auch private Verkäufer von Gebrauchtfahrzeugen befragt.
Der Grund für die Manipulation ist naheliegend: Autos, deren Kilometerstand heimlich zurückgedreht wurden, können für mehr Geld verkauft werden, als sie eigentlich wert sind. Zum Beispiel ein VW Polo, Baujahr 2014, der 18 000 Kilometer auf dem Tacho hat, ist laut Schwacke-Liste 11 800 Euro wert. Beträgt die Laufleistung aber 54 000 Kilometer, verringert sich der Wert um 1200 Euro.Laut Berechnungen der Polizei ist an jedem dritten in Deutschland verkauften Gebrauchtwagen der Tacho manipuliert worden. Das summiert sich auf einen jährlichen Schaden von fast sechs Milliarden Euro.
„Es ist wichtig, dass wir das Vertrauen in den Markt wieder herstellen“, sagt Mechthild Heil, Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagfraktion. Erreicht werden soll das unter anderem durch höhere Strafen im Betrugsfall. Heil: „Im Moment werden Gesetzesmöglichkeiten geprüft, das Ergebnis ist allerdings erst im Frühjahr 2017 zu erwarten.“ Die Verbraucherschutzbeauftragte sieht zwei mögliche Lösungsansätze — zum einen den Einbau von Chips in Neuwagen, um den Tacho-Betrug zu erschweren und zum anderen eine Datenbank auf freiwilliger Basis, die regelmäßig den Kilometerstand von Autos erfassen und so eine Chronik generieren soll.
Ein Unternehmen, das so eine Datenbank bereits aufgebaut hat, ist die Bochumer Firma CarPass. Autorisierte Service-Partner erfassen die Kilometerstände der Fahrzeuge und tragen diese in die Datenbank ein. Die Laufleistungen der einzelnen Wagen können dann im Internet abgefragt werden. Die Firma arvato Financial Solutions will ab dem nächsten Jahr eine Datenbank anhand der Fahrzeug-Identifikationsnummer generieren.
Die Kilometerstände sollen bei Versicherungen, Prüfgesellschaften und weiteren Partnern eingeholt werden. Allerdings ist die Fahrzeug-Identifikationsnummer eine personenbezogene Angabe. „Da Datenschutz oberste Priorität hat, wird eine solche Lösung nur mit der Einwilligung des Verkäufers möglich sein“, sagt Geschäftsführer Frank Schlein. Über das Kostenmodell für eine Abfrage der Chronik wollte er noch keine Angaben machen. Der ADAC sieht eine solche Lösung skeptisch: Betrüger könnten den Kilometerstand schon vor der ersten Wartung zurückdrehen.
Was kann der Kunde tun, wenn der neue Gebrauchte doch ein schwarzes Schaf ist? „Oft ist es schwierig, einen Betrug nachzuweisen“, sagt Martin Lotz, Leiter der Direktion Verkehr bei der Polizei Köln. Wenn der Verkäufer einen handfesten Verdacht hat, kann er mit diesem zur Polizei gehen und Anzeige wegen Betrugs erstatten. Allerdings rät die Polizei, sich schon vor dem Kauf die Wartungsbücher der Werkstatt anzusehen.
Denn nicht nur finanziell schlägt der Tacho-Betrug zu Buche, hinzu kommt auch noch ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. „Geht ein Käufer von einem erheblich geringeren Kilometerstand des Fahrzeugs aus, fährt er möglicherweise zur spät zur Inspektion. So können Schäden an Bremse und Fahrwerkskomponenten unentdeckt bleiben“, erklärt Jürgen Brauckmann, Bereichsvorstand Mobilität TÜV Rheinland.