Autobauer setzen in Genf auf Bewährtes

Genf (dpa) - Während die meisten deutschen Autohersteller zuversichtlich auf die kommenden Monate schauen, macht sich auch bei den kränkelnden europäischen Kollegen ein wenig Hoffnung breit. Dabei setzt die Branche zum Autosalon in Genf auf Bewährtes.

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BMW will auf dem 84. Autosalon in Genf eine kleine Revolution präsentieren: Nach dem Start für das Elektroauto i3 setzen die Münchner auf ein Konzept, das sie lange gerne der Konkurrenz überlassen haben. BMW zeigt einen Van mit Frontantrieb. Lange galt das bei der sportlichen Nobelmarke als Tabu. Doch die Zeiten ändern sich.

Auch der Hype um alternative Antriebe, der in den vergangenen Jahren am Genfer See zu beobachten war, wird wohl spürbar nachlassen, wenn sich die Tore des 84. Salons am 6. März öffnen. Die Branche setzt auf viel Bewährtes.

Dabei lassen sich die Hersteller allerdings nicht lumpen. Die Branche laufe mit „konventionellen Neuerungen zu neuer Höchstform auf“, stellt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen fest. Konventionelle Kleinwagen stehen neben neuen Premium-Modellen. Die Themen Elektroauto, Plug-In und Hybride, die vor zwei Jahren noch den Genfer-Autosalon beherrschten, rücken in den Hintergrund. „Die Genfer-Realität im März 2014 lautet: Alternative Antriebe sind zur Randerscheinung geworden“, sagt Dudenhöffer. Die Industrie sieht das naturgemäß ein bisschen anders.

„Auf dem Genfer Salon kann man sehen, dass die Antriebe der Fahrzeuge über alle Segmente hinweg immer sparsamer werden“, sagt Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA). „Die Elektromobilität nimmt in diesem Jahr Fahrt auf. Die Autos kommen jetzt auf die Straße. Allein in den Verkaufshäusern der deutschen Hersteller werden Ende des Jahres 16 Serienmodelle stehen.“

Doch nicht alle neuen Wagen sind auch in Genf zu sehen. Daimler etwa hat nichts wirklich Neues vorzuweisen: Die Stuttgarter werden in der Schweiz ihre bereits in Detroit vorgeführte neue C-Klasse erstmals in Europa ausstellen, auch die V-Klasse - der Konkurrent zum VW-Bulli T5 - wird am Daimler-Stand geparkt. Daneben wird das glitzernde Coupé der 2013 angelaufenen S-Klasse vorgeführt - auf Wunsch können die Scheinwerfer mit Swarovski-Kristallen bestückt werden. Der Neuigkeitswert hält sich also in Grenzen.

Den Schwaben hilft das Modellfeuerwerk, wieder in die Spur zu kommen. Schon im vergangenen Jahr haben sich die runderneuerten Kompaktwagen der A- und B-Klasse sowie die Limousinen der E- und S-Klasse positiv auf die Umsätze der Schwaben niedergeschlagen. Den Anschluss zu den Rivalen BMW und Audi haben sie damit nach wie vor noch nicht geschafft. Die VW-Tochter Porsche wird ebenfalls nur Altbekanntes vorstellen. Der kleine Geländewagen Macan, der im Herbst in Los Angeles zum ersten Mal gezeigt wurde, feiert seine Europapremiere.

Daneben konzentriert sich der Sportwagenhersteller auf sein Fahrzeug der für Rennen der Langstreckenklasse LMP1 mit Hybrid-Technologie. Zwar dürfte diese Ausstattung kaum 1:1 in Porsches „Massenware“ wie dem 911er oder dem Cayenne zu finden sein. Seinen Sinn hat sie aber dennoch. „Wir befruchten mit diesen neuen Modellen den Technologietransfer“, sagte ein Sprecher.

Bei Europas größtem Autobauer Volkswagen drehte sich in den vergangenen Wochen fast alles um Lastwagen statt um Pkw. In Genf steht aber wieder das Alltagsgeschäft im Mittelpunkt: VW zeigt das überarbeitete Gesicht seines VW-Polo und will mit neuen sparsameren Motoren punkten.

Stabilität gibt es bei Opel. Dort kommt Karl-Thomas Neumann zum zweiten Mal hintereinander als Unternehmenschef nach Genf. Im Gepäck hat er eine Cabrio-Variante des Adam und stellt ebenfalls sparsamere Aggregate in Aussicht. Vergangenes Jahr schlug sich die deutsche General-Motors-Tochter achtsam und halbierte ihre Verluste. Doch Neumann kündigte bereits an: Der Weg zurück in die Gewinnzone bis 2016 werde dieses Jahr nicht einfacher.

Beim angeschlagenen Peugeot-Citroën-Konzern steht in Genf indes ein neuer Chef im Fokus: Seit der Einstieg des chinesischen Herstellers Dongfeng unter Dach und Fach ist, lenkt Carlos Tavares die Geschicke und soll den Konzern aus den tiefroten Zahlen führen. Dazu fahren die Franzosen mit den Nachfolgern der Kleinwagen Citroën C1 und Peugeot 107 frische Modellen auf. Citroën präsentiert außerdem den optisch ausgefallenen Kompaktwagen C4 Cactus. Ob das alles den Franzosen hilft, wird sich wohl schon im Laufe des Jahres zeigen.

Der 84. Genfer Autosalon

Die Autobranche legt trotz der erwarteten Erholung im europäischen Markt eine Verschnaufpause ein: Auf dem 84. Autosalon in Genf (6. bis 16. März) stellen Autohersteller in diesem Jahr zwar mehr als 100 Welt- und Europapremieren vor, im vergangenen Jahr waren es allerdings noch 130. Klassische Antriebstechnologien bestimmendas Bild: Nur 65 der rund 900 ausgestellten Fahrzeuge erfüllen bereits das für 2021 ausgegebene CO2-Emissionsziel der EU-Kommission - das sind ebenfalls weniger als 2013.

Mit 250 Ausstellern haben sich auch weniger Firmen angemeldet als im Vorjahr. Die Veranstalter rechnen aber trotzdem wieder mit rund 700 000 Besuchern. Um kleine Elektroflitzer zu testen, ist eine kleine Rundstrecke eingerichtet worden. Außerdem findet in diesem Jahr eine Sonderschau zur 90-jährigen Geschichte des Traditionsrennens von Le Mans statt.