Carsharing klappt nicht nur in Großstädten
Berlin (dpa/tmn) - Auf dem Land und in kleinen Städten haben es Carsharing-Anbieter schwerer als in den Metropolen. Das heißt jedoch nicht, dass es sie dort nicht gibt.
„Es gibt dort unterschiedliche Geschäftsmodelle“, erklärt Gunnar Nehrke vom Bundesverband Carsharing (bcs). Für alle gilt aber, dass sie stationsbasiert sind: Der Wagen muss nach jeder Fahrt zurück zur Ausleihstation.
Anbieter wie Car2Go oder DriveNow, die mit dem Free-floating-Prinzip arbeiten, operieren nur in großen Städten. „Sie gehen im Moment, nach eigener Aussage, nicht in Städte mit weniger als 500 000 Einwohnern“, sagt Nehrke. Free-Floating heißt: Die Autos kann man nach der Fahrt innerhalb eines bestimmten Gebiets am Abstellort stehen lassen.
Während es in weniger großen Städten für Carsharing-Anbieter mit Leihstationen immer noch genug Kundenpotenzial gibt, stellt sie der ländliche Raum vor Herausforderungen. „Dort ist es nicht leicht, sein Geschäft profitabel zu betreiben“, sagt Nehrke. Viele Bewohner haben dort ohnehin ein Auto, weil sie darauf angewiesen sind. „Besonders dann, wenn der öffentliche Nahverkehr nicht gut ausgebaut ist.“
Einige Anbieter arbeiten mit Gemeinden oder ortsansässigen Firmen zusammen. „Diese mieten die Fahrzeuge zu bestimmten Tageszeiten dauerhaft und sorgen damit für eine Grundauslastung.“ Es gibt auch Carsharing-Vereine. Diese sparen Gelder ein, indem ihre Mitglieder ehrenamtlich arbeiten. „Einige wenige bringen sogar ihre eigenen Autos ins Carsharing ein.“
Zwar gibt es auch im ländlichen Raum durchaus beachtliche Fuhrparks. Oft haben die Carsharing-Anbieter an ihren Standorten jedoch nur ein bis zwei Autos. „Wer oft und zu bestimmten Zeiten darauf angewiesen ist, muss prüfen, ob das der Anbieter gewährleisten kann“, empfiehlt Nehrke. „Und wer wirklich täglich ein Auto braucht, wird in der Regel mit dem eigenen Auto billiger fahren als mit Carsharing.“ Die Grenze liege bei etwa 10 000 gefahrenen Kilometern im Jahr, schätzt er.
Gut funktioniert Carsharing im ländlichen Raum vor allem dann, wenn auch der öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut ist. Dann haben Pendler für ihren täglichen Weg eine Alternative zum eigenen Auto und können mit Carsharing die übrigen Fahrten erledigen.
Der Großraum Karlsruhe zeige, dass das funktioniert, so Nehrke. „Karlsruhe ist Deutschlands Carsharing-Hauptstadt.“ Dort reicht der ÖPNV weit ins Umland hinein, weswegen mehr Menschen auf ein eigenes Fahrzeug verzichten können.