Daimler will es beim Viersitzer-Smart noch mal wissen
Berlin (dpa) - Lange hatte Daimler mit seinem City-Flitzer Smart nicht viel Freude. Nun legt der Autobauer ein neues Model des Winzlings nach - und will die Verkäufe zusätzlich mit einer Viersitzer-Variante ankurbeln.
Die floppte vor Jahren allerdings schon einmal.
In unwegsamem Gelände scheitert der Smart kläglich. In Tümpeln säuft der Auto-Winzling von Daimler sprichwörtlich ab, und sandige Hügel kullert er hilflos herunter. Dafür - das suggeriert zumindest ein selbstironischer Werbefilm des Autobauers - kommt der Zweisitzer in der Stadt in jede noch so kleine Parklücke. Was das Werbevideo ebenfalls zeigt: Daimler kennt die Vorzüge seines Smart - und dessen Schwächen.
Mit einem neuen Modell des City-Flitzers wollen die Schwaben nun in Zeiten von CO2-Obergrenzen und zunehmender Urbanisierung stärker punkten. Die dritte Smart-Generation feierte am Mittwoch (16. Juli) in Berlin Weltpremiere.
Künftig können allerdings doppelt so viele Menschen in dem Stadtflitzer Platz nehmen: Nach dem Flop eines Viersitzers vor mehreren Jahren bringt Daimler nun erneut eine zusätzliche Variante für vier Insassen auf den Markt.
„Smart ist ein ganz wichtiger Baustein unserer Zukunftsstrategie“, betont Konzernchef Dieter Zetsche. Daimler hatte bereits angekündigt, sich von den neuen Modellen einen Schub beim Absatz zu erhoffen. Konkrete Zahlen nennt er aber nicht: „Auf keinen Fall werden Sie für die Zukunft eine Stückzahl von uns hören.“
Das hat seinen Grund: In der Vergangenheit machte der Smart den Schwaben nämlich nicht unbedingt Freude. Statt der anfangs geplanten 200 000 Autos jährlich verkauften sie zuletzt etwa die Hälfte.
Die erste Variante mit vier Sitzen baute Daimler nur gut zwei Jahre lang - 2006 wurde die Produktion wegen enttäuschender Verkaufszahlen eingestellt. Damals war der Versuch gescheitert, den Smart mit einem milliardenschweren Sanierungsprogramm auf die Spur zu bringen.
„Die Fallhöhe ist hoch“, sagt Autoexperte Stefan Bratzel von der Hochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach mit Blick auf den Viersitzer-Smart. „Wenn das noch mal schiefgeht, dann wird es schwer zu argumentieren, dass es einen dritten Versuch geben sollte.“
Dieses Mal sind die Voraussetzungen für das Stadtauto aber besser: Daimler arbeitet für den neuen Smart mit Renault zusammen, der Viersitzer wird am Produktionsstandort des Partners im slowenischen Novo Mesto gebaut. „Die Kosten verringern sich im Vergleich zum Vorgänger“, kündigt Zetsche an. Mit einem Einstiegspreis von rund 11 000 liegt er preislich nur wenig höher als sein kleiner Bruder.
Zudem sehe der neue Viersitzer dem klassischen Smart optisch nun auch ähnlicher als noch während der Zusammenarbeit mit dem früheren Partner Mitsubishi, betont Zetsche. 2016 soll jeweils eine Variante als Elektro-Auto dazukommen.
Während der Smart-Zweisitzer das Segment des kleinen Stadtautos 1998 noch mitbegründete, gibt es in dem Bereich mittlerweile vor allem bei kleinen Viersitzern reichlich Konkurrenz. Allein der Mini von BMW verkaufte sich im vergangenen Jahr mehr als 300 000 Mal. Zum Vergleich: Selbst zu Spitzenzeiten 2008 setzte Daimler den Smart lediglich 134 700 Mal ab. Kleine City-Flitzer haben beispielsweise auch Fiat mit seinem 500 oder Volkswagen mit dem Up im Portfolio.
„Andererseits sind die Chancen auch hoch“, betont Bratzel. Mit dem Smart ist Daimler Branchenkennern zufolge gut gerüstet für die zunehmende Urbanisierung und die entsprechende Nachfrage nach kleinen Autos für die Stadt.
Zudem tun die Schwaben mit dem Auto-Winzling auch noch etwas für ihr Image. „Der Smart bringt dem Konzern einige CO2-Verbesserungspunkte“, erklärt Bratzel. Die Mini-Autos ermöglichen durch ihren positiven Einfluss auf die Klimabilanz verbrauchsstärkere Dickschiffe wie die S- oder E-Klasse - die wiederum kurbeln die Profitabilität des Konzerns an.