Diesel oder Benziner? - Wann sich welcher Motor lohnt

Flensburg (dpa/tmn) - BMW macht es, Nissan und Renault machen es, Audi, selbst Porsche beschäftigt sich mit Elektroautos. Dennoch: In der Zulassungsstatistik fristen Elektroautos nach wie vor ein Nischendasein.

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7385 Stromer wurden laut Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zwischen Januar und September neu zugelassen. Ihr Anteil an den Neuzulassungen liegt gerade einmal bei 0,3 Prozent. Weit besser verkaufen sich hierzulande nach wie vor die klassischen Verbrennungsmotoren. Im September kamen Benziner nach Angaben des KBA bei den Neuzulassungen auf einen Anteil von 51,5 Prozent und Diesel-Pkw auf 46,8 Prozent.

Besitzer von Dieselautos dürften den Fahrspaß schätzen: „Bei gleichem Hubraum hat der Diesel ein höheres Drehmoment als ein Benziner“, erklärt Christian Heinz vom Tüv Thüringen. Der Fahrer fühlt mehr Kraft, wenn er auf das Gaspedal tritt. Und das im Vergleich zu Benzinmotoren recht schnell. „Der Drehmomentvorteil besteht schon bei niedrigen Drehzahlen.“ Ein weiterer Vorteil: „Dieselmotoren haben einen geringeren Verbrauch bei gleicher Leistung“, erklärt Heinz.

Mit einer Tankfüllung kommen Dieselautos also weiter als vergleichbare Benziner. Dieselmotoren haben auch einen besseren Wirkungsgrad. Bei mittlerer und höherer Last steigt der Verbrauch weniger stark an als bei Benzinern. So produziert ein Diesel auch rund 20 Prozent weniger CO2 als ein vergleichbares Fahrzeug mit Ottomotor. Außerdem ist Dieselkraftstoff bisher noch günstiger als Benzin.

Geht es also um die Reduzierung der CO2-Emissionen, spielt der Diesel aus Sicht von Prof. Stefan Pischinger vom Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen an der Universität Aachen eine wichtige Rolle. „Sein Nachteil sind die höheren Kosten und das höhere Gewicht“, erläutert er. „Die erheblich höheren Einspritzdrücke erfordern teurere Pumpen und Injektoren. Und wegen der höheren Spitzendrücke müssen die Bauteile steifer ausgelegt werden.“

Und nicht nur das: Anders als Benziner brauchen Dieselautos einen Partikelfilter, damit die Feinstaubbelastung nicht zu groß wird. Auch müssen Stickoxide bei Dieselmotoren nachbehandelt werden, um Abgasnormen einzuhalten. Dazu ist im Fall von SCR-Katalysatoren ein weiterer Tank für etwa Harnstoff notwendig.

„Die Abgasrückführung steigert die Komplexität und Kosten weiter“, erläutert Pischinger. All das macht Dieselautos schon in der Anschaffung in der Regel teurer. Von höherer Kfz-Steuer und Versicherungsprämien abgesehen.

Auch extreme Kälte halten Selbstzünder nicht so gut aus. „Im Winter brauchen sie Kraftstoffzusätze, damit der Dieselmotor nicht einfriert“, erklärt Heinz. „Auch bei Kurzstrecken wird der Diesel nicht so schnell warm wie ein Benziner.“ Das kann sich negativ auf den Verbrauch auswirken. Benzinmotoren sind zudem meist leiser. „Mit dem Drei-Wege-Katalysator wird außerdem eine gute Abgasreinigung erzielt“, erläutert Prof. Pischinger.

Doch welcher Antrieb lohnt sich nun für wen? „Das ist von vielen Faktoren abhängig“, erklärt Peter Sobotta vom ADAC Technik Zentrum. Hier wurden die Kosten von 1500 auf dem deutschen Markt erhältlichen Neuwagenmodellen durchgerechnet. Sein Fazit: „Die alte Regel, dass sich ein Diesel erst nach einer jährlichen Laufleistung von 15 000 Kilometern lohnt, gilt jedenfalls nicht mehr“, sagt Sobotta. Denn nicht nur Dieselmotoren, auch Benziner wurden in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert.

Grundsätzlich können sich Interessenten an eine Faustregel halten: Kleinwagen sind oft als Benziner günstiger, große Autos mit viel Leistung als Diesel. Aber nur wenn der Abstand zwischen Benzin- und Diesel-Preisen an der Zapfsäule in etwa gleichbleibt.