Eine Sache der Haltung - Was beim Kauf eines E-Bikes zählt

Berlin (dpa/tmn) - Pedelecs machen das Radfahren einfacher - schließlich unterstützt ein Elektromotor den Fahrer beim Strampeln. Die Technik ist dafür aber komplexer als bei einem normalen Fahrrad. Experten erklären, was Kunden beim Kauf eines E-Bikes beachten müssen.

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Viele Radfahrer wollen nicht ohne elektrische Hilfe in die Pedale treten. Wer sich für ein sogenanntes Pedelec oder E-Bike mit Tretunterstützung bis 25 km/h interessiert, sollte sich für den Kauf Zeit nehmen. Denn die motorisierten Bikes sind technisch komplexer als herkömmliche Fahrräder. Eine gute Beratung ist deshalb Pflicht.

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Damit die Qualität stimmt, empfiehlt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), Pedelecs nur im Fachhandel zu kaufen. Solche Räder brauchen zum Beispiel eine stabilen Rahmen und gute Bremsen. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Bremsen mehr beansprucht werden“, erklärt Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV).

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Die Größe des Modells und die Sitzposition des Fahrers müssen optimal sein, damit lange Touren Spaß machen. „Die Modelle unterscheiden sich doch sehr stark“, sagt ADFC-Sprecher René Filippek. „Der Rahmen muss passen, die anderen Komponenten sind nur für Feineinstellungen.“ Der Rücken dürfe nicht krumm sein, die Arme nicht durchgestreckt. Ein Fachhändler erkenne, ob ein Rad zum Kunden passt.

Ebenfalls wichtig ist die Wahl des passenden Antriebs. Es wird unterschieden zwischen Vorderrad- und Hinterrad-Nabenmotoren und Mittelmotoren, die in den Rahmen integriert sind. Je nach Position des Antriebs ist der Effekt unterschiedlich, erklärt Klaus Fleischer, Bereichsleiter E-Bike-Systeme bei Bosch. Ganz einfach lässt sich sagen: Am Vorderrad zieht der Motor, am Hinterrad schiebt er, beim Zentralantrieb ist der Effekt in etwa neutral.

René Filippek zufolge geht der Trend in Deutschland zum Mittelmotor. Technisch und vom Fahrgefühl her bietet der Zentralantrieb Vorteile: „Er ermöglicht einen tiefen Schwerpunkt“, erklärt Bosch-Experte Fleischer. Dadurch entstehe ein Fahrverhalten wie bei einem normalen Fahrrad - das Zusatzgewicht des Motors beeinflusst die Steuerung des Zweirads nicht. „Mit einem Zentralantrieb kann der Radfahrer an der Hinterachse außerdem mit jeder Art von Schaltung fahren.“ Mit einem Nabenmotor ließen sich dagegen viele Schalttypen nicht kombinieren.

Sportliche Räder haben eher einen Hinterrad-Nabenmotor. Denn die Übertragung der Leistung ist größer. Allerdings gebe es damit eine große ungefederte Masse am Hinterrad, erklärt Fleischer. „Das ist von der Dynamik und Balance her eine ungeschickte Gewichtsverteilung.“ Ein weiterer Nachteil sei der schlechtere Wirkungsgrad: „Bei vergleichbar großer Batterie erzielen die Motoren eine geringere Reichweite.“

Ganz wesentlich ist das Thema Fahrgefühl: Wie ist der Antritt? Wie wird er umgesetzt auf den elektrischen Antrieb? Um das zu testen, ist eine Probefahrt nötig. „Man sollte auf jeden Fall ausprobieren, welche Einstellungsstufen es gibt“, rät ZIV-Geschäftsführer Neuberger. Einige Modelle seien mehr auf hohe Tretunterstützung ausgelegt, andere mehr auf große Reichweite.

Egal, für welchen Antrieb sich der Kunde entscheidet - die Technik sollte auf dem neusten Stand sein. E-Bikes vom Discounter hätten oft eine veraltete Akkutechnik, sagt Filippek. Ersatzteile gebe es oft nicht mehr, obwohl die Akkus irgendwann getauscht werden müssten. „In einem solchen Fall habe ich Elektroschrott.“

Als realistischen Preisrahmen für gute Pedelecs nennt Siegfried Neuberger etwa 1500 bis 2000 Euro im Durchschnitt. Der ADFC setzt höher an: Unter 1800 Euro seien in der Regel keine rundum empfehlenswerten Modelle zu finden.