Elektrofahrräder im Test: Mehr als die Hälfte fällt durch

Berlin (dpa) - Schlechte Bremsen und Lenkerbrüche - ein Test von Pedelecs kommt zu erschreckenden Ergebnissen. Ein Teil der Elektromotoren strahlt so stark, dass die Räder eigentlich nicht auf die Straße dürften.

Mehr als die Hälfte der Elektrofahrräder fiel durch bei einem Test von ADAC und Stiftung Warentest. Das gab die Stiftung Warentest am Dienstag in Berlin bekannt. Neun Modelle erhielten die Note „mangelhaft“. Rahmen- und Lenkerbrüche, unzureichende Bremsen und eine erhöhte Strahlungsemission der Elektromotoren hätten im Test zu den schlechten Ergebnissen geführt. Zwei Modelle erhielten die Note „gut“, drei bewerteten die Tester mit „befriedigend“ und zwei mit „ausreichend“. Insgesamt wurden 16 Pedelecs geprüft.

„Das Ergebnis ist noch einmal schlechter als das des Tests vor zwei Jahren“, sagte Holger Brackemann von der Stiftung Warentest. Damals erhielten von zwölf getesteten Elektrofahrrädern zwei die Note „mangelhaft“, drei „ausreichend“, vier „befriedigend“ und drei „gut“.

Die schlechten Ergebnisse sind auch für den Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) alarmierend. Geschäftsführer Siegfried Neuberger sagte, man müsse nun aber erst einmal analysieren, woher die Mängel kommen. Bisher sei ihm nicht bekannt, dass solche Mängel in der Praxis verbreitet seien. „Mein Eindruck war eher der, dass die Unternehmen sehr viel investiert haben, um die Räder zu verbessern.“

Pedelecs sind Fahrräder, bei denen ein Elektromotor den Radler unterstützt, solange er in die Pedale tritt. Solche Modelle mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h sind nicht versicherungspflichtig. Der Motor kann das Treten nicht ersetzen - im Gegensatz zu den schnelleren E-Bikes.

Die Tester prüften sogenannte Komfort-Pedelecs, das sind Räder mit tiefem Durchstieg. Sie machen den Großteil der verkauften Modelle aus. Mittlerweile sei jedes zehnte in Deutschland verkaufte Fahrrad ein Elektrorad, sagte Anita Stocker, Chefredakteurin der Zeitschrift „test“.

Elektrofahrräder sind zunehmend gefragt: Nach Angaben des ZIV wurden 2012 etwa 380 000 Stück verkauft - rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt seien über 1,3 Millionen Elektroräder auf deutschen Straßen unterwegs. Damit gehöre Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden zu den größten Märkten in Europa.

Im aktuellen Test brach bei zwei Modellen der Rahmen, bei drei anderen der Lenker. „Beide Schäden können in der Praxis mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass der Radler verunfallt“, erklärte Brackemann. Die mechanischen Mängel hätten sich bei den Bremsen fortgesetzt. Drei Modelle mussten die Prüfer aufgrund unzureichender Bremsen abwerten.

Wegen zu hoher Strahlungsemission der Elektromotoren erhielten vier Pedelecs schlechte Noten. Teilweise sei die elektro-magnetische Strahlung so hoch gewesen, dass die Fahrräder zum Beispiel die Funkdienste von Polizei und Feuerwehr stören könnten, sagte Brackemann. „Diese Räder wären in Deutschland gar nicht verkehrsfähig gewesen.“