Fahrgastverband: Teures Auto macht Bus und Bahn beliebter
Berlin (dpa) - Die öffentlichen Verkehrsmittel eilen von Rekord zu Rekord - auch weil sie besser geworden seien, heißt es beim Fahrgastverband Pro Bahn. Entscheidend sei aber ein ganz praktischer Grund.
Der Fahrgastverband Pro Bahn hat erfreut auf die gestiegenen Fahrgastzahlen bei Bussen und Bahnen reagiert. Der stellvertretende Bundesvorsitzende Gerd Aschoff bescheinigt den öffentlichen Verkehrsmitteln im Interview Verbesserungen, nimmt aber die Fernzüge aus.
Öffentliche Verkehrsmittel verzeichnen immer wieder Fahrgastrekorde. Aber sind Bus und Bahn bei den Deutschen wirklich beliebt?
Gerd Aschoff: Das liegt an überfüllten Innenstädten und hohen Kosten für das Autofahren. Wer täglich 50 Kilometer pendelt, für den sind Busse und Bahnen preislich und manchmal auch zeitlich besser. Es gibt im Nahverkehr auch die Tendenz zu besseren Angeboten - häufigere Fahrten, bessere Züge. Das ist natürlich erfreulich. Aber es betrifft oft die ohnehin schon gut genutzten Strecken. Gleichzeitig gibt es strukturschwache Räume, wo man froh sein kann, wenn dreimal am Tag der Schulbus fährt.
Im Fernverkehr ging es 2013 nicht weiter aufwärts. Was ist das Problem von ICE und Intercity?
Gerd Aschoff: Das Hochwasser der Elbe ist ein Grund dafür, keine Frage. Aber es gibt im Fernverkehr auch eine erhebliche Unzufriedenheit der Fahrgäste - wegen mangelnder Pünktlichkeit und Zugausfällen. Da bilden manche lieber eine Fahrgemeinschaft und setzten sich hinters Steuer. Es ist aber auch eine Definitionsfrage: Wenn Regional-Express-Verbindungen besser werden, steigt mancher nicht mehr in den Intercity. Insgesamt ist es besorgniserregend: Die Dynamik von 20 Jahren Bahnreform gab es im Nahverkehr und in den Kommunen, nicht so sehr im Fernverkehr.
Sicher haben auch die zahlreichen neuenFernbus-Verbindungen die Bahn Fahrgäste gekostet.
Gerd Aschoff: Ein bisschen haben sich vielleicht auch die Fernbusse ausgewirkt, aber das lässt sich heute noch nicht beurteilten. Noch ist das bundesweit ein ganz kleiner Teil der Torte. Momentan herrscht dort Goldgräberstimmung, aber wir werden sicher noch in diesem Jahr erleben, dass wieder Anbieter vom Markt verschwinden.