Für die oberen Zehntausend: Die neue S-Klasse und andere Luxusautos

Hamburg (dpa/tmn) — Für die Kunden sind Luxuslimousinen meist Statussymbole. Ingenieure leisten mit den Modellen technische Pionierarbeit. Die Hersteller schätzen die Gewinnmargen in der Oberklasse.

Kein Wunder, dass die Premiere der neuen S-Klasse hohe Wellen schlägt.

Die Vorstellung der neuen S-Klasse in Hamburg war eine Show der Superlative. Mercedes hatte 750 Gäste eingeflogen, schickte ein Feuerwerk in den Himmel und ließ sich die Party nach Schätzungen aus der Branche einen hohen einstelligen Millionenbetrag kosten. Für Mercedes ist die S-Klasse das „wichtigste Symbol für den Ruf des Ganzen“, wie Konzernchef Dieter Zetsche es formulierte. Die Neuauflage der Luxuslimousine kommt im Juli zu Preisen ab 79 790 Euro in den Handel.

Stefan Bratzel hält die aufwendige Premiere für eine gute Geldanlage. Luxuslimousinen haben eine viel höhere Gewinnmarge als Autos in allen anderen Fahrzeugkategorien, erklärt der Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Bergisch Gladbach. Mercedes verdiene an einer S-Klasse deutlich mehr als an einer A- oder B-Klasse. Die neueste Generation der Limousine wird mit einem V8-Benziner, einem V6-Diesel und zwei Hybrid-Varianten ausgeliefert. Die Motoren leisten zwischen 190 kW/258 PS und 335 kW/455 PS.

Die nächste S-Klasse soll Mercedes zufolge neue Maßstäbe bei Komfort, Sicherheit und Effizienz setzen. Doch die Konkurrenz schläft nicht, auch dort bedeuten große Autos große Gewinne. Um zahlungskräftige Kunden buhlen auch die deutschen Premiumhersteller Audi und BMW, Aufsteiger wie VW, Außenseiter wie Jaguar und Bentley, Umsteiger wie Maserati und ein paar asiatische Autobauer. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Wettbewerber ihre Luxusmodelle erneuern.

Der 7er BMW wurde im vergangenen Sommer noch einmal überarbeitet, 2015 soll bereits eine Neuauflage kommen. Derzeit ist das Flaggschiff der Bayern zu Preisen ab 74 000 Euro mit je drei Benzinern und Dieseln sowie einem Hybridantrieb zu haben, die eine Leistungsspanne von 190 kW/258 PS bis 400 kW/544 PS abdecken. Mit dem Phaeton hat VW 2002 den Aufstieg in die Oberklasse gewagt. Der Wagen kostet aktuell mindestens 69 150 Euro und leistet zwischen 176 kW/240 PS und 246 kW/335 PS. „Die Arbeit am Nachfolger läuft auf Hochtouren“, sagt Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg. „Aber bis wir damit fertig sind, wird es noch etwas dauern.“

Der neueste Audi A8 ist erst drei Jahre alt und damit noch vergleichsweise jung. Aktuell gibt es das Modell in sieben Motorvarianten mit 155 kW/211 PS bis 382 kW/520 PS zu Preisen ab 74 000 Euro. Bevor die Bayern über eine Neuauflage nachdenken, steht frühestens in ein bis zwei Jahren ein Facelift an. Darauf wartet auch der Jaguar XJ. Das britische Luxusmodell wurde 2010 eingeführt, kostet ab 80 320 Euro und leistet zwischen 202 kW/275 PS und 375 kW/510 PS.

Zwei andere Luxusliner wurden gerade erst auf die Höhe der Zeit gebracht: der Bentley Flying Spur und der Porsche Panamera. Im Flying Spur steckt ein 460 kW/625 PS starker W12-Motor, der Preis liegt bei stolzen 191 590 Euro. Mindestens 81 849 Euro kostet der Panamera, der in diesem Jahr überarbeitet wird. Nach Angaben von Porsche steht zur Modellpflege die Einführung des ersten Plug-in-Hybriden und das Debüt einer Langversion auf dem Plan.

Maserati schickt gleich zwei Luxusmodelle ins Rennen. Zum einen haben die Italiener den Quattroporte beim Generationswechsel Anfang des Jahres um 20 Zentimeter auf 5,26 Meter gestreckt - das Modell kostet jetzt mindestens 107 695 Euro. Zum anderen kommt im Sommer der neue Ghibli zu Preisen deutlich unter 100 000 Euro in den Handel.

Die Zulassungsstatistik zeigt, dass der Markt für Luxuslimousinen fest in deutscher Hand ist. Schon die anderen Marken aus Europa haben einen schweren Stand. Aus Frankreich zum Beispiel gibt es überhaupt kein Angebot in diesem Segment. Ein paar Hersteller von anderen Kontinenten mischen dennoch auf dem Markt mit: Aus Asien zum Beispiel gibt es zu Preisen ab 92 800 Euro den Lexus LS als ersten Hybriden in der Luxusklasse. Nach einem Facelift im vergangenen Sommer steht bald der Generationswechsel an. In den USA baut GM-Tochter Cadillac den XTS, der gerade erst erneuert wurde. Die Amerikaner werden dieses Auto aber gar nicht erst nach Europa exportieren.

Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg macht die Oberklasse nur rund ein Prozent des deutschen Automobilmarkts aus. Doch die Autowelt blickt nicht nur aus Prestigegründen auf Modelle wie die Mercedes S-Klasse. „Neben Statussymbolen für die Kunden und Umsatzgaranten für den Hersteller sind Luxuslimousinen vor allem auch Technologie-Träger“, erklärt Automobilwirtschaftler Bratzel. Innovationen bei Sicherheits- oder Komfortsystemen würden in der Oberklasse eingeführt und dann Schritt für Schritt auf die anderen Segmente übertragen. „So profitiert am Ende auch ein Kleinwagenfahrer von den neuen Prunkschiffen.“