Gekaufte Versprechen - Die Neuwagengarantie verlängern
Stuttgart/Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Nach zwei oder drei Jahren läuft sie meist aus - die Neuwagengarantie der Autohersteller. Viele bieten Kunden an, die Absicherung kostenpflichtig zu verlängern. Kunden nehmen die offerten vor Abschluss besser genau unter die Lupe.
Eine Garantieverlängerung? So etwas bietet Kia gar nicht erst an. Denn auf jeden Neuwagen erhalten Kunden ohnehin eine siebenjährige Werksgarantie, argumentiert der koreanische Hersteller. Bei anderen Autobauern lässt sich diese Frist nicht einmal mit Geld und gutem Willen erreichen. Dennoch: Eine Anschlussgarantie für Neuwagen haben viele Marken im Portfolio, und meist unter dem Stichwort Reparatur-Versicherung bieten ähnliche Produkte auch manche Versicherungsgesellschaften an. Doch vor dem Abschluss sollten Kunden genau hinsehen.
Neben der Laufzeit variieren die Kosten je nach Modell stark. Außerdem bestehe bei Anschlussgarantien die „Gefahr des Etikettenschwindels“, warnt Volker Lempp vom Auto Club Europa (ACE). Denn der Leistungsumfang weicht teils von der Neuwagengarantie ab.
So sollten Kunden abklären, ob der Umfang der definierten Verschleißteile auch wirklich der gleiche ist, rät Johannes Hübner vom Automobilclub von Deutschland (AvD). Denn eine Garantie kommt üblicherweise zwar für Ersatzteile und Reparaturkosten auf. Verschleißteile wie Kupplungsscheiben, Zahn- und Keilriemen, Reifen sowie viele Motorteile sind aber typischerweise ausgeschlossen.
In aller Regel muss der Vertrag mit den Autoherstellern innerhalb der Neuwagengarantie abgeschlossen werden. Manchmal ist dies nur direkt zum Kaufdatum möglich. Teilweise können dagegen auch Anschlussgarantien noch einmal verlängert werden. Eine weitere Bedingung der Marken: Die Versicherung tritt im Ernstfall nur ein, wenn der Halter strikt nach Herstellervorgaben die Wartungsintervalle für das Auto einhält.
Eine Garantieverlängerung geht ins Geld. Je nach Modell und Laufzeit können Kosten von mehreren Tausend Euro anfallen. Opel zum Beispiel verlangt je nach Modell und Autoalter 200 bis 780 Euro für zwölf Monate. Wie bei Toyota kann eine Garantieverlängerung bis zu einem Autoalter von zehn Jahren und einer Gesamtlaufleistung von 200 000 Kilometern abgeschlossen werden. VW steigt ab einem Alter von fünf Jahren aus dem Garantiegeschäft aus.
Kias Schwestermarke Hyundai macht bei der Neuwagengarantie von fünf Jahren keine Kilometerbegrenzung zur Bedingung. Für das sechste und siebte Jahr ist eine Anschlussgarantie nach Auskunft von Sprecherin Bilke Fitzner in Vorbereitung. Bei Kia gilt das siebenjährige Garantieversprechen nicht mehr, sobald der Tacho die 150 000-Kilometer-Marke überschreitet.
Lohnen die käuflichen Versprechen der Hersteller? Generell sei gegen die Anschlussgarantie nichts einzuwenden, sagt Volker Lempp vom Auto Club Europa (ACE): „Sie kommt dem Sicherheitsbedürfnis vieler Kunden entgegen, die dafür auch gern bezahlen.“ In einigen Fällen könne sie sich sogar schon mit der ersten Inanspruchnahme lohnen, fügt Johannes Hübner hinzu. Wenn etwa ein Bi-Xenon-Scheinwerfer kaputtgeht, kann das mehrere Hundert Euro kosten. Zu den Fallstricken gehöre aber, dass Kunden teilweise in Abhängigkeit der Kilometerleistung im Garantiefall gestaffelt an den Kosten für Ersatzteile beteiligt werden. Dies ist etwa bei Toyota der Fall.
Eine Abgrenzung ist dabei wichtig: Obwohl man Anschlussgarantien meist abschließt, wenn das Auto längst als Gebrauchtwagen gilt, handelt es sich dabei nicht um Gebrauchtwagengarantien. Diese können auch noch nach Ablauf der Neuwagengarantie abgeschlossen werden. „Doch ihr Leistungsumfang ist geringer, und es gibt oft Selbstbeteiligungen“, erklärt Lempp.