Goldene Zeiten für Schnäppchenjäger beim Autokauf
Duisburg (dpa/tmn) - Einen neuen VW Golf, Opel Corsa oder Ford Fiesta bis zu einem Viertel unter dem Listenpreis zu bekommen, dürfte derzeit kein Problem darstellen. Das Geheimnis hinter den günstigen Preisen: Taktische Zulassungen.
„Taktische Zulassungen boomen - das sind Neuwagen, die für kurze Zeit auf Autobauer und Händler zugelassen wurden“, sagt Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen. „Für den Autokäufer können das Schnäppchen sein, die entweder als Tageszulassungen mit Rabatten bis zu 25 Prozent oder als junge Dienstwagen mit weniger als 10 000 Kilometern um die 30 Prozent Preisnachlass angeboten werden.
Mehr als ein Viertel (27 Prozent) aller Neuwagen, die in den vergangenen sechs Monaten angemeldet wurden, waren laut Dudenhöffer taktische Zulassungen. „Das entspricht mehr als 430 000 Schnäppchen, von denen nach unserer Einschätzung noch mehr als 150 000 bei den Händlern stehen“, so der Marktbeobachter weiter. „Im Durchschnitt sind das bei jedem Händler in Deutschland zehn Tageszulassungen und junge Dienstwagen. Die Auswahl geht durch fast alle Marken und viele Modelle.“ Nur der rumänische Hersteller Dacia verzichte auf taktische Zulassungen.
Die meisten taktischen Zulassungen wurden einer Studie des CAR-Centers zufolge beim VW Golf gemacht: Von Anfang Juni bis Ende November seien 36 833 neue Exemplare des Golf von Volkswagen selbst oder von VW-Händlern kurzzeitig zugelassen worden. „Mehr als jeder dritte Golf war damit in den vergangenen sechs Monaten eine taktische Zulassung. Ein Golf-Schnäppchen zu finden ist deshalb im Moment wirklich nicht schwer“, ist Dudenhöffer überzeugt. Dasselbe gelte für den Opel Corsa: Mit jeweils 31 000 Exemplaren binnen eines halben Jahres seien etwa jeder zweite neue Corsa und Fiesta mit Kurzzulassung oder als junge Dienstwagen in den Handel gekommen, berichtet der Experte.
„Die Krönung ist der VW New Beetle mit einem Anteil von 92 Prozent taktischer Zulassungen zwischen Juni und November“, stellt Dudenhöffer fest. Er führt das aber vor allem auf den Modellwechsel zurück: Seit Herbst bietet VW den neuen Käfer-Erben an, der nur noch Beetle heißt. Vergleichbare Fälle seien der 1er BMW oder der Porsche 911: Viele Fahrzeuge der jüngst abgelösten Modellgeneration stehen Dudenhöffer zufolge als Schnäppchen mit Tageszulassung oder wenigen Kilometern auf dem Tacho bei den Händlern, oder sie sind in den Gebrauchtwagenbörsen der Autobauer zu finden. Allerdings müssten sich Autokäufer darüber im Klaren sein, dass die Vorgängermodelle sehr schnell im Wert verlieren. „Es sollten deshalb auf jeden Fall noch zusätzliche Abschläge verhandelt werden“, rät er.
Die taktischen Zulassungen, die nach Dudenhöffers Einschätzung in den nächsten Monaten weiter in den Markt geschwemmt werden, werden voraussichtlich Folgen für den Gebrauchtwagenmarkt nach sich ziehen, sagt der Experte. Noch seien die Preise für Jahreswagen oder ältere Gebrauchte recht stabil. Dudenhöffer rechnet aber mit einem Abwärtstrend durch das wachsende Angebot an Autos mit Tageszulassung und jungen Dienstwagen. „Wer den Verkauf seines Autos plant, sollte sich deshalb jetzt darum kümmern. Oder er wird den Verkauf noch ein halbes oder ein Dreivierteljahr aussitzen müssen, um einen möglichst hohen Preis für seinen Alten zu erzielen“, lautet Dudenhöffers Prognose.