Renault Fluence Z.E.: Der Familienstromer
Berlin (dpa-infocom) - Elektroautos sind zwar in aller Munde, doch kaufen kann man sie bislang kaum. Vor allem wer mit der Familie sauber in die Zukunft fahren will, schaut bislang in die Röhre. Diese Lücke füllt Renault jetzt mit dem Fluence Z.E.
Der Renault Fluence Z.E. soll im Frühjahr für Preise ab 25 690 Euro an den Start gehen: Mit vier bequemen und notfalls auch mal fünf Sitzplätzen und einem 317 Liter großen Kofferraum ist die 4,75 Meter lange Stufenheck-Limousine für den Alltag gerüstet und taugt mit einer theoretischen Reichweite von 185 Kilometern auch als Erstwagen.
Für den Einsatz als Stromer gestreckt
Der Fluence Z.E. ist kein neues Auto, das eigens um den Elektroantrieb herum entwickelt wurde. Die Franzosen haben ihre bekannte Stufenheck-Limousine für den Einsatz an der Ladestation umgerüstet. Allerdings haben sie dabei tief ins Blech gegriffen und das Auto um 13 Zentimeter gestreckt. So wurde Platz geschaffen für den 22 kWh großen Lithium-Ionen-Akku, der zwischen Rückbank und Kofferraum steckt. Dennoch ist das Ladevolumen nicht ganz so groß wie beim Serienmodell: Statt 530 stehen nur noch 317 Liter zur Verfügung.
Nicht nur die Karosserie, auch das Design wurde verändert: Wie bei allen Elektromodellen gibt es eine blau schimmernde Renault-Raute und Zierteile im selben Look. Es gibt größere Lüfter - und natürlich keinen Auspuff mehr. Außerdem greift man hinter dem Steuer zu einem modifizierten Schaltknauf und sieht im Cockpit neue Monitore, die den Fluss von Kraft und Energie verdeutlichen.
95 PS müssen reichen
In Fahrt bringt den Fluence ein E-Motor mit 70 kW/95 PS und 226 Nm. Der hat mit der immerhin 1,6 Tonnen schweren Limousine im Stadtverkehr leichtes Spiel. Weil das maximale Drehmoment beim Elektromotor ab der ersten Umdrehung zur Verfügung steht, kommt der Viertürer flott von der Ampel weg. Von 0 auf 50 km/h beschleunigt er deshalb in 4,1 Sekunden. Hinter dem Ortsschild lässt der Elan allerdings spürbar nach. Man braucht ein wenig Geduld, bis bei 135 km/h die Höchstgeschwindigkeit erreicht ist.
Eindrucksvoll wie bei jedem Elektroauto sind die Ruhe beim Reisen und die sämige Beschleunigung ohne jeden Schaltruck. Aber wie bei jedem anderen Elektroauto schwingt auch im Fluence die Angst vor dem Ende der Reichweite mit. Denn die 185 Kilometer sind nur Theorie. Wenn man besonders sparsam fährt, schafft man vielleicht ein paar Kilometer mehr. Aber wenn man den Stromer wie einen Benziner bewegt, schmilzt die Reichweite: Denn jeder Nebenverbraucher wie die Klimaanlage kostet Strom, und mit jedem Zwischenspurt oder Überholvorgang sind wieder fünf, zehn Kilometer dahin. Für Vielfahrer und Dauerläufer ist der Fluence deshalb nichts. Aber die Mehrheit der Europäer fährt am Tag keine 100 Kilometer und kommt mit den Akkus bestens aus.
Zwangspause beim Laden
Um die Akkus wieder zu laden, gibt es im Fluence drei Möglichkeiten: An der speziell abgesicherten Steckdose in der Garage dauert der Stopp bis zu acht Stunden. Und mit einer gerade in Vorbereitung befindlichen Schnellladetechnik lässt sich die Batterie in einer Stunden füllen. Aber am schnellsten geht es mit einem automatischen Akkuwechsel an einer speziellen Tauschstation. Sie erinnert an eine Waschanlage und ersetzt den Akku binnen drei Minuten, ohne dass man dafür ausstiegen muss. Damit wird Laden einfacher und komfortabler als Tanken. Nur hat die Sachen einen Haken: Nirgendwo in Deutschland ist derzeit so eine Station geplant.
Mit seinem Format hat der Fluence derzeit nur zwei echte Konkurrenten: den Opel Ampera und den Chevrolet Volt. Allerdings fahren diese beiden Autos mit einem Benzinmotor als sogenanntem Range Extender. Der produziert bei leeren Akkus den Strom für die Weiterfahrt und erhöht so die Reichweite auf mehr als 500 Kilometer. Allerdings ist es dann vorbei mit dem emissionsfreien Fahren, und die doppelte Motortechnik treibt den Preis auf über 40 000 Euro. Doch auch der Fluence ist nur auf den ersten Blick ein vergleichsweise günstiger Stromer. Denn mit den 25 690 Euro ist es nicht getan. Im Kleingedruckten steht noch die Miete für den Akku, die je nach Vertragsdauer und Fahrleistung zwischen 82 und 168 Euro im Monat liegt.
Fazit: Stromer für Überzeugungstäter
Er ist größer, bietet mehr Platz und kommt weiter als die meisten anderen Stromer am Markt. Das macht den Fluence zum ersten halbwegs alltagstauglichen Familienmodell unter den Elektroautos. Doch bei diesem hohen Preis bleibt auch er ein Fahrzeug für Überzeugungstäter: Wer sparen will, fährt weiter Diesel.